Weiterer Vogelgrippefall - Verdacht der Übertragung nach Deutschland
Am Mittwoch ist der zweite Fall des aggressiven und für Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 auf einer Geflügelfarm in Tschechien bestätigt worden. Des Weiteren wurde bei einem in Südmähren verendeten Schwan das Grippevirus festgestellt, derzeit wird noch geprüft, ob es sich auch hier um die gefährliche Variante handelt. In jedem Fall wurden heute Vorsichtsmaßnahmen wie die Stallhaltung auf das ganze Land ausgedehnt.
"Die Farm befindet sich im Gebiet von Usti nad Orlici / Wildenschwert und gehört derselben Firma wie in Tisova. Es gibt viele Gründe für die Annahme, dass die Ansteckung einfach bei Arbeiten übertragen wurde. Es handelt sich also derzeit um ein zusammenhängendes Gebiet, das gesperrt wurde. Die beiden Farmen sind voneinander nur fünf Kilometer entfernt."
Deswegen lässt sich laut Gandalovic bisher auch nicht von einer Epidemie reden, wie sie einige europäische Staaten, darunter auch Deutschland, im vergangenen Jahr heimgesucht hat. Allerdings sind mittlerweile die Vorsichtsmaßnahmen, die bisher nur für die betroffene Gegend gelten, auf das gesamte Land ausgedehnt worden. Das heißt, dass mindestens bis Samstag Stallpflicht für Geflügel besteht und zudem Geflügelausstellungen verboten sind.
Vor allem wollen die staatlichen Veterinärbeamten die Übertragung der Vogelgrippe in andere Teile Tschechiens vermeiden. Im Gebiet selbst befinden sich in einem Umkreis von zehn Kilometern um die beiden betroffenen Höfe laut Zeitungsberichten insgesamt rund 350.000 Stück Federvieh in Mastbetrieben und Legebatterien. Deswegen wurden bereits auch im Ort des zweiten Vogelgrippefalls, also in Norin, alle rund 28.000 Masthühner bereits liquidiert.
Wenig Gefahr der Verbreitung geht hingegen wohl von einem weiteren Vogelgrippefall in Tschechien aus. Am südmährischen Stausee Nove Mlyny nahe Lednice / Eisgrub war ein Schwan an der Krankheit verendet. Noch ist aber nicht geklärt, ob es sich auch um die für den Menschen gefährliche Form H5N1 handelt. In jedem Fall aber meint Vladimir Cermak vom Kreis-Veterinäramt:"Dort befinden sich keine Mastfarmen im Umkreis von zehn Kilometern, die Gefahr einer Übertragung ist also minimal. Natürlich gibt es Kleinzüchter, aber aus epidemiologischer Sicht hat das keine Bedeutung."
Der Fall auf der Truthahnzucht im ostböhmischen Tisova hat jedoch bereits große Kreise gezogen. In Deutschland wird angenommen, dass über den Geflügelhandel eine Übertragung nach Nürnberg stattgefunden hat. Dort sind nämlich acht Wildvögel nachweislich an einer Form des H5N1-Virus verendet, die zu mehr als 99 Prozent mit der aus Tschechien übereinstimmt. Erklärt wird dies durch Handelsbeziehungen zwischen der Farm in Tisova und einem Geflügelbetrieb in der Nähe von Nürnberg. Derweil warnt sogar die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) vor einer weiteren Ausbreitung der Vogelgrippe weltweit. So sind neben den Fällen in Europa auch in Afrika und Asien neue Ansteckungen bei Vögeln gemeldet worden.