Wie Egon Erwin Kisch von Velbert aus neu entdeckt wurde
Im Hörerforum ist heute der Gewinner des Wettbewerbs von Radio Prag und dem Haus der deutschsprachigen Literatur in Prag zu Gast. Außerdem geht es natürlich, wie immer, um Ihre Post.
Bevor wir zur Hörerpost schreiten, kommen wir noch einmal zum Hörerwettbewerb von Radio Prag und dem Literaturhaus deutschsprachiger Autoren in Prag zurück. Bereits im letzten Hörerforum haben wir den Gewinner bekannt gegeben. Es ist Volker Mohn, der einen Aufsatz über Egon Erwin Kisch geschrieben hat. Und zwar über die Berichterstattung Kischs im Ersten Weltkrieg. Volker Mohn schreibt über Kisch: "Wo immer er die Zensur umgehen konnte, distanzierte er sich stark von den offiziellen Meldungen, jeglicher Form von Hurra-Patriotismus und Kriegseuphorie."
Bei mir im Studio begrüße ich jetzt Volker Mohn, den Gewinner unseres Wettbewerbs.
"Schönen guten Tag"
Herr Mohn, Sie haben eine enge Beziehung zu Prag?
"Als Tourist war ich schon vor einigen Jahren hier, Ende der neunziger Jahre. Aber mittlerweile bin ich hier Doktorand. Das heißt ich pendele sozusagen zwischen Düsseldorf, wo ich her komme, oder um es genau zu sagen, Velbert, in der Nähe von Düsseldorf und Prag. Hier in Prag arbeite ich an meiner Doktorarbeit und arbeite in den hiesigen Archiven."
Und was hat Sie dazu bewogen, beim Wettbewerb mitzumachen?
Vom Wettbewerb habe ich eher zufällig erfahren, aber als ich das gelesen habe, habe ich mich erinnert, dass ich eigentlich schon vor ein paar Jahren einige Bücher von Egon Erwin Kisch gelesen habe, die mich damals sehr beeindruckt haben. Von Kisch kennt man ja einige bekannte Sachen, zum Beispiel Kisch als der rasende Reporter. Was von ihm aber unbekannter ist, das ist Kisch als Kriegsreporter im Ersten Weltkrieg. Und wenn man das mit heutigen Versuchen vergleicht, Journalisten einzubauen - Stichwort: Irak-Krieg - das hat mich schon sehr beeindruckt, wie kritisch Kisch das eigentlich damals gesehen hat. Er ist zum Beispiel auf einem U-Boot mitgefahren und davon berichtet oder er hat von der Front in Montenegro, im ehemaligen Jugoslawien berichtet. Das hat er auf eine sehr kritische Weise getan. Und das zu einer Zeit, in der eigentlich noch so eine Art Hurra-Patriotismus herrschte. Und diese Stücke von Kisch sind sehr lesenswert und als ich dann von dem Wettbewerb gehört habe, habe ich mich wieder an sie erinnert."
Dann gratulieren wir noch einmal ganz herzlich von dieser Stelle und wünschen Ihnen viel Spaß mit den Flugtickets von Germanwings, die Sie gewonnen haben.
"Vielen Dank"
Wenden wir uns nun der Hörerpost zu.
Bernd Bickelhaupt aus Seeheim-Jugenheim schreibt: "Am 24. März fand mein besonderes Interesse der Bericht über die Gründung eines Instituts zur Aufarbeitung der kommunistischen Ära. Dass die Kommunisten eine solche Einrichtung nicht haben wollen, ist vollkommen logisch - die Täter wollen unbehelligt bleiben. In Deutschland war es die SED - heutiger Titel PDS, die dafür war, die Stasi-Akten zu schließen und den Zugriff darauf bestenfalls ein paar Forschern nach besonders gründlicher Prüfung zu erlauben. Warum wohl? Weil in ihren Reihen noch viele besonders linientreue Stasi-Mitarbeiter sind"
Engelbert Borkner aus Hildesheim hat sich am 8. Mai die Feiertagssendung von Radio Prag angehört: "Die Sondersendung zum 8. Mai, dem Ende des Zweiten Weltkriegs, weckte wieder Erinnerungen an die damalige Zeit, die ich als Kind miterlebt habe. Wir hielten uns damals nach unserer Flucht aus Danzig in Schleswig Holstein auf, in einem kleinen Ort bei Bad Segeberg. Dass die deutsche Wehrmacht kapituliert hatte, hörten wir im Radio über den einzigen noch in deutscher Hand befindlichen Sender in Flensburg, wohin sich die letzte deutsche Reichsregierung nach ihrer Flucht aus Berlin abgesetzt hatte."
Auch Herr Ulrich Wicke aus Felsberg hat sich am 8. Mai vor das Radio gesetzt in Erwartung, eine neue Ausgabe des Hörerforums zu hören. Er war aber offenbar trotzdem nicht enttäuscht, als er an diesem Tag etwas anderes hörte: "Die Hörerpostsendung gab's heute nicht. Vermisst habe ich sie aber trotzdem nicht, denn das Sonderprogramm zum 8. Mai war sehr interessant (wie das ja bei Euren historischen Beiträgen eigentlich immer der Fall ist). Zu Theresienstadt fällt mir ein, dass ich die Gedenkstätte vor 21 Jahren im Rahmen einer Klassenfahrt einmal besichtigt habe. Ich kann mich noch gut an die Beklemmung erinnern, die der Besuch bei mir auslöste. Leider sind solche Erinnerungsorte notwendiger denn je, wie zunehmende rechtsextreme Umtriebe in ganz Europa zeigen."
Clara Winkler aus Schmitten hat sich wieder gemeldet. Im März hatte Clara uns geschrieben, dass ihre Balletaufführung von Schwanensee unmittelbar bevorstehe. Mittlerweile hat sie diese erfolgreich hinter sich gebracht: "Die Aufführung war soooooo toll. Ich war Kelchentänzer und Schwan. Zum Glück ist alles gut gelaufen. Wir hatten gaaaanz viel Erfolg. Vielleicht schreibe ich mal ein Tagebuch an Euch. In der Schule muss ich auch viel lernen. Ich habe ja eine Genehmigung fürs Gymnasium. P.S: Im nächsten Empfangsbericht schicke ich ein paar Fotos von der Aufführung."
In den letzten Wochen haben sich in der Hörerpost einige Fragen angehäuft, die wir jetzt nach und nach abarbeiten werden.
Andreas Thriemer aus Lichtenstein in Sachsen hat Fragen zu Radio Prag: "In wie viel Sprachen sendet Radio Praha zurzeit?"
Es gibt sechs Auslandsredaktionen des Tschechischen Rundfunks. Diese sind zusammengefasst als Tschechischer Rundfunk 7 - Radio Praha. Radio Praha sendet auf Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch, Russisch und Tschechisch.
"Seit wann gibt es das deutsche Programm von Radio Prag?"
Am 31. August 1936 begann der Tschechische Rundfunk in fünf verschiedenen Sprachen über Kurzwelle ins Ausland zu senden, auch auf Deutsch.
Frank Bresonik aus Gladbeck hat eine Frage zu einem anderen Thema: "Gibt es eigentlich Zooanlagen, Naturschutz und Vergnügungsparks in Ihrem Land?"
Die Antwort lautet natürlich ja. Zum Beispiel gibt es in Prag. im Stadtteil Troja, einen sehr schönen und sehr großen Zoo. Dieser wurde schon für seine tierfreundliche Haltung ausgezeichnet. Wenn Sie einmal in Prag sind, kann ich Ihnen nur empfehlen, einmal diesen Zoo zu besuchen. Naturschutzgebiete gibt es mehrere in Tschechien. Interessant ist zum Beispiel das Naturschutzgebiet "Zelezne hory" in Ostböhmen. Ein Teil des dortigen Waldgebietes soll in Zukunft sich selbst überlassen werden und so zu einer Art Urwald werden. Darüber haben wir bereits in unseren Sendungen berichtet.
Empfangsberichte haben wir dieses Mal unter anderem erhalten von: Hans Verner Lollike aus Nakskov in Dänemark, Helmut Hörmeyer aus Innsbruck, Johannes Wenzel aus Lobenstein, Karl Heinz Büttner aus Kaiseraugst in der Schweiz.
Das war es auch schon wieder für heute im Hörerforum. Wenn Sie Fragen, Beschwerden, Wünsche oder Anregungen haben, dann schreiben Sie uns doch an folgende Adresse: Radio Prag, Vinohradska 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik. Sie können uns natürlich auch eine E-mail schreiben: [email protected]. Sowohl dieses Hörerforum als auch alle weiteren Beiträge unserer Sendungen können Sie im Internet nachlesen und auch anhören und zwar unter: www.radio.cz. Wir wünschen Ihnen liebe Hörerinnen und Hörer alles Gute. Machen Sie's gut. Auf Wiederhören.