Vom Wohnzimmer in den Senatssaal: Internationale Konferenz zu Jan Patocka

Jan Patocka

Die philosophische Welt war für eine Woche zu Gast in Prag. Anlass war die Internationale Konferenz zum Gedenken an den 1907 geborenen und 1977 gestorbenen Philosophen Jan Patocka. Was vor über 30 Jahren in Untergrundseminaren in privaten Wohnzimmern und einem kleinen Kreis von Patocka-Anhängern begann, fand in dieser Woche seinen vorläufigen Höhepunkt in der Konferenzsitzung im voll besetzten Senatssaal.

Jan Patocka
Über 100 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland versammelten sich in der Woche vom 22. bis 28. April auf der Internationalen Konferenz zu Ehren von Jan Patocka in Prag.

Patockas Werk - das waren vor über 30 Jahren nur einige handgetippte Auszüge. Dass es heute eine Vielzahl von Veröffentlichungen gibt, dazu habe vor allem Jan Patocka selbst beigetragen, sagt Ivan Chvatik, Leiter des Jan-Patocka-Archivs und Veranstalter der Konferenz:

"Als die Charta 77 ins Leben gerufen wurde, hat er verstanden, dass es in der Situation nötig war, sich politisch zu engagieren. Und er hat mit allen Kräften und mit ganzer Seele und Geist dazu beigetragen."

In seinen Eröffnungsworten an die Konferenzteilnehmer betonte Ex-Präsident Vaclav Havel, wie maßgeblich Patockas Denken die Dissidentenbewegung geprägt hat. Sein Engagement als einer der ersten Sprecher der Charta 77 habe wesentlich zu ihrem "Happy end" geführt:

"Er war es hauptsächlich, der die moralische Dimension in die Charta einbrachte und artikulierte."

Dass die Schriften Patockas heute von einer steigenden Zahl von Wissenschaftlern studiert und diskutiert werden können, ist jenen Schülern des Philosophen zu verdanken, die die Manuskripte vor dem Zugriff des Staatssicherheitsdienstes bewahrten und so mit dem Aufbau des Patocka-Archivs begannen.

"Wir haben dies mit Hilfe der Familie Patockas gemacht. Noch am selben Tag, als er starb, brachten wir den Papiernachlass und den gesamten literarischen Nachlass in Sicherheit", so Chvatik

Seitdem wurde das Werk Patockas in mehr als zehn verschiedenen Ländern veröffentlicht. Die Bedeutung des Werkes für die Gegenwart und Zukunft herauszustellen, sei eines der Hauptthemen der Konferenz, sagt Ivan Chvatik:

"Er hatte schon damals die Probleme der Globalisierung ganz klar gesehen und darüber viel nachgedacht. Er ist eigentlich sehr aktuell."

Dass es auch in der Zukunft noch Dinge gibt, die wichtig sind zu tun, auch wenn es dafür nötig ist, etwas zu opfern, stellte der 1. Vizepräsident des tschechischen Senats, Petr Pithart in seiner Rede heraus. Mit langem Applaus gaben die anwesenden Konferenzteilnehmer dieser Hoffnung Ausdruck.