Wahrheit über weibliche politische Gefangene in der Tschechoslowakei

Das Leid, das die weiblichen politischen Gefangenen in den fünfziger und sechziger Jahren in der Tschechoslowakei ertragen mussten, war gleich wie bei den verurteilten Männern. Schwere physische Arbeit, grausame Lebensbedingungen, das Fehlen von hygienischen Mitteln, eine ständige Erniedrigung und harte Strafen für nicht begangene Verstöße gegen die Gefängnisordnung. So wird der Alltag der weiblichen politischen Gefangenen im Buch des jungen tschechischen Historikers Tomas Bursik beschrieben, das vor kurzem in Prag erschienen ist.

Das Buch mit dem Titel "Wir haben viel Zeit verloren... aber nicht uns selbst!" wurde von der Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus (UDV) herausgegeben. Ähnlich wie andere Publikationen aus der historischen Reihe des UDV ist auch dieses Buch gratis erhältlich.

Tomas Bursik befasst sich seit mehreren Jahren mit den Repressionsmaßnahmen, die das kommunistische Regime gegen die eigene Bevölkerung getroffen hatte. Das, was sich nach Februar 1948 in der Tschechoslowakei abspielte, war dem Historiker zufolge Terror. Wer Widerstand leistete, endete im Gefängnis, sagt Bursik.

Brief von Antonie Hasmandova
"Ich habe mich nicht auf das konkrete Schicksal der einzelnen Frauen konzentriert. Denn das Schicksal jeder der politischen Gefangenen würde für ein Buch ausreichen. Mich interessierte vor allem ihr Widerstand. Die Frauen waren sehr mutig, sie wurden zu hohen oder sogar lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Trotzdem waren sie in der Lage, Widerstand auch im Gefängnis zu leisten. In den Jahren 1954-55 kam es zu einigen Hungerstreiks. Der Widerstand erreichte 1956 mit den Briefen an den UNO-Generalsekretär den Höhepunkt."

Zwölf politische Gefangene hatten im Gefängnis in Pardubice von dem geplanten Besuch des UNO-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld in der Tschechoslowakei erfahren und sich entschieden ihm ihr Schicksal zu beschreiben. Eine der mutigen Frauen war Ludmila Ballousova-Kotalova:

"Es war ein Schritt von Menschen, die mehr oder weniger nichts zu verlieren hatten. Sie resignierten nicht, aber sie wussten, dass sie keine Perspektive hatten. Ich habe mich auch entschieden, diesen Brief zu schreiben."

Die Verfasserinnen der Briefe waren gebildete Frauen, die ihre Briefe in mehrere Weltsprachen übersetzten. Ihren Adressaten fanden die Briefe nie, in den Archiven sind sie jedoch erhalten geblieben. Die Verfasserinnen wurden für ihren Mut mit weiteren Strafen traktiert. Tomas Bursik zufolge sind die Forschungen über die fünfziger und sechziger Jahre erst am Anfang und viele Dokumente müssen erst entdeckt werden.