Schwandas späte Rückkehr: Weinbergers Oper beim Prager Festival
Die am häufigsten im Ausland aufgeführte tschechische Oper ist aller Wahrscheinlichkeit nach Smetanas Verkaufte Braut. Welche der tschechischen Opern konnte jedoch einst in punkto Beliebtheit im Ausland mit der Verkauften Braut konkurrieren? Auch für die Opernfans von heute ist die Antwort auf diese Frage nicht einfach. Es war weder Dvoraks Rusalka, noch eines der Werke von Janacek, sondern Schwanda, der Dudelsackpfeifer - eine Volksoper von Jaromir Weinberger. Seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde sie in Prag nicht gespielt. Am vergangenen Samstag wurde sie jedoch im Prager Ständetheater aufgeführt: Im Rahmen des Musiktheaterfestivals "Oper 2007" stellte sich das Schlesische Theater aus Opava / Troppau mit diesem fast vergessenen Werk in Prag vor.
Das Libretto der Oper, die 1927 im Prager Nationaltheater uraufgeführt wurde, stammt von Milos Kares, dem einstigen Programmdirektor des Tschechischen Rundfunks. Er ging dabei von einem Märchenstück des tschechischen Dramatikers Josef Kajetan Tyl aus. Am Libretto arbeitete auch der Schriftsteller Max Brod mit. Die in Tschechien bekannte Geschichte vom Dudelsackpfeifer ist in Weinbergers Oper bedeutend realistischer geworden. Regisseurin Jana Andelova-Pletichova sagte, dass die Librettisten das Publikum damals in die Gegenwart führen wollten.
"Es war in der Zwischenkriegszeit, in der viele Tschechoslowaken wegen der Arbeit vor allem in die USA auswanderten. Schwanda wandert in der Oper ebenfalls ins Ausland ab. Es war die Zeit, in der in Deutschland der Nationalsozialismus entstanden ist. Das Werk hat den Komponisten auf einmal berühmt gemacht. Er schrieb vorher hauptsächlich Bühnenmusik für das Theater in den Weinbergen sowie für das Prager Nationaltheater. Ihren Ruhm verdankt die Oper vor allem Max Brod, der das Libretto überarbeitet und ins Deutsche übersetzt hat. Damit öffnete Brod dem Dudelsackpfeifer Schwanda den Weg auf die Bühnen im Ausland."
Die Oper wurde in siebzehn Sprachen übersetzt und wurde in mehr als 150 Opernhäusern der Welt gespielt, darunter in der Wiener Staatsoper und in der Metropolitan Opera. Der Prager Komponiste Jaromir Weinberger flüchtete 1937 vor den Nazis in die USA, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1967 lebte. In seiner Heimatstadt Prag ist seine populärste Oper in Vergessenheit geraten.