Jüngste Störfälle im AKW Temelin fordern keine personellen Konsequenzen

Martin Riman, Dana Drabova und Martin Bursik (Foto: CTK)

Das Atomkraftwerk im südböhmischen Temelin sorgte in den letzten Wochen erneut für Schlagzeilen. Zweimal innerhalb kurzer Zeit war radioaktives Wasser ausgetreten. Über den ersten Störfall, Ende Februar, wurde die tschechische Regierung offenbar erst spät informiert. Umweltminister Martin Bursik von den Grünen hatte daraufhin Konsequenzen gefordert und der Direktorin des Staatlichen Amtes für Reaktorsicherheit, Dana Drabova, mit Entlassung gedroht.

Martin Riman,  Dana Drabova und Martin Bursik  (Foto: CTK)
Dana Drabova bleibt im Amt. Vorerst jedenfalls. Das wurde am Donnerstag auf einem Treffen, an dem unter anderem Industrie- und Handelsminister Martin Riman und Umweltminister Martin Bursik teilnahmen, beschlossen. In der letzten Woche hatte der Umweltminister und Grünen-Chef der Direktorin des Staatlichen Amtes für Reaktorsicherheit, noch mit Entlassung gedroht. Bursik versuchte nun, die Wogen etwas zu glätten:

"Es geht jetzt nicht darum, emotional auf ein oder zwei Vorfälle zu reagieren, die uns Politiker vom Stuhl gehauen haben, weil wir, besonders aber der Herr Premier, dadurch in eine sehr unangenehme Lage geraten sind."

Die unangenehme Lage von der Bursik spricht, war dadurch entstanden, dass beim Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer in Prag Ende Februar mehr Transparenz im Umgang mit dem AKW Temelin vereinbart worden war. Kaum war Gusenbauer abgereist, drang die Nachricht an die Öffentlichkeit, dass 2000 Liter radioaktiv belastetes Wasser aus einer Leitung im AKW Temelin ausgelaufen waren. Ein Arbeiter hatte vergessen ein Ventil zu schließen. Beschwerden und Proteste aus Österreich folgten stehenden Fußes. Einige Tage später traten erneut 1110 Liter radioaktives Wasser aus. Nach den Störfällen hatten sogar klare Befürworter der Atomenergie wie Industrie- und Handelsminister Martin Riman eine genaue Untersuchung der Störfälle und Konsequenzen gefordert. Personelle Konsequenzen wird es nun zunächst aber nicht geben. Die Betreibergesellschaft des AKW Temelin, CEZ, und das Staatliche Amt für Reaktorsicherheit müssen in einem Monat einen Bericht über alle bisherigen Störfälle vorlegen. Dana Drabova weiß, dass sie nun zeigen muss, dass ihre Behörde wirklich zu einer verbesserten Sicherheit in Temelin beitragen kann:

"Wenn wir das schaffen, dann ist es gut. Wenn wir es nicht gewährleisten können, dann ist es selbstverständlich an der Regierung, Maßnahmen zu ergreifen, die sie für richtig hält", so Drabova.

Industrieminister Riman scheint nach dem Gespräch am Donnerstag wieder etwas beruhigt zu sein:

"Die Ereignisse hatten keinen Einfluss auf die Sicherheit des Atomkraftwerks. Sie passierten, als der Reaktorblock abgeschaltet war. So genannte menschliche Faktoren haben zu den Zwischenfällen geführt. Und auf dieser Grundlage hat die Leitung des AKW und die Leitung des Betreibers CEZ eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die Bestandteil eines breiteren Systems zur Sicherheit des AKW Temelin sind", erklärt Riman. Über eventuelle personelle Konsequenzen soll erst nach Vorliegen des Berichtes nachgedacht werden, so Umweltminister Bursik.