Temelin-Störfälle: Industrieminister spricht von Schlendrian, Österreicher planen Blockaden

AKW Temelin
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Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist es im umstrittenen südböhmischen Kernkraftwerk Temelin zu einem Störfall gekommen. Am Dienstag flossen dort rund 1100 Liter Kühlflüssigkeit aus einer undichten Leitung im ersten Block des Meilers, der derzeit wegen Reparaturarbeiten abgestellt ist. Erst vergangene Woche waren in Temelin bereits etwa 2000 Liter radioaktiv belastetes Wasser ausgelaufen, da ein Arbeiter versäumt hatte, ein Ventil zu schließen. Die beiden Vorfälle haben erneut Kritik am Umgang mit der Sicherheit in dem Atomkraftwerk hervorgerufen. Neu ist, dass sich auch klare Befürworter der Kernkraft besorgt zeigen.

Zu dem erneuten Störfall war es bei einer Druckprobe im Sicherheitsmantel des ersten Reaktorblocks gekommen. Wie Temelin-Sprecher Milan Nebesar betonte, habe dabei aber keine Gefahr für die Arbeiter im Atomkraftwerk und die Umwelt bestanden. Etwas hemdsärmlig fügte Nebesar noch hinzu, dass die Druckprobe ja eigentlich ihren Zweck erfüllt habe. So habe man die Schwachstelle noch vor der Wiederinbetriebnahme des Blocks ausmachen können. Industrie- und Handelsminister Martin Riman, der eigentlich als klarer Befürworter von Atomenergie bekannt ist, findet hingegen, dass man nicht so einfach wieder zum Tagesgeschäft übergehen könne:

"Zum zweiten Mal in kurzer Zeit ist so etwas geschehen. Es handelt sich zwar eher um eine Kleinigkeit, mit der sich in einem normalen Unternehmen niemand länger beschäftigen würde. Hier geht es aber um Temelin, also um eine empfindliche Sache. Zwei Möglichkeiten gibt es: Entweder ist das Schlendrian oder böser Wille. Beides ist schlecht. Man sollte das untersuchen, damit sich das nicht wiederholt."

Industrie- und Handelsminister Martin Riman
Auch die Leiterin des Amtes für Atomsicherheit in Prag, Dana Drabova, zeigte sich ungewohnt streng. Wörtlich sagte sie: "Kaum läuft der Block, kommt es zur Panne - das ist inakzeptabel." Dana Drabova und Minister Martin Riman wollen sich kommende Woche mit dem Generaldirektor des Temelin-Betreibers CEZ zusammensetzen. Erreicht werden soll eine Verbesserung der Sicherheit in dem Atomkraftwerk. Umweltminister Martin Bursik von den Grünen fordert des Weiteren, dass CEZ der tschechischen Regierung in nächster Zeit eine Stellungnahme zur Sicherheit in dem Reaktor vorlegt.

Tschechische Atomkraftgegner rufen allerdings nach mehr als nur mündlichen Abmahnungen.

"Das Staatliche Amt für Atomsicherheit sollte gegenüber Temelin viel härter auftreten", sagt Monika Machova-Wittingerova von der Umweltschutzorganisation "Südböhmische Mütter". "Es sollte den Betreibern im Zusammenhang mit dem Geschehenen eine angemessen hohe Strafe aussprechen und sie damit zu Maßnahmen motivieren, die verhindern, dass Ähnliches in Zukunft wieder geschieht."

Auch in Österreich, wo ohnehin immer wieder Bedenken an den Sicherheitsstandards in Temelin geäußert werden, wurde die Nachricht vom zweiten Störfall in kurzer Zeit mit scharfen Worten bedacht. Zudem wies der Sprecher des Umweltministeriums in Wien darauf hin, dass weiterhin an der Völkerrechtsklage gegen Tschechien wegen des Meilers gearbeitet werde. Und für Mittwoch kommender Woche haben österreichische Atomkraftgegner erneut Grenzblockaden angekündigt. Diesmal wollen die Aktivisten gleich an vier Übergängen präsent sein.