Auf historischen Spuren in der wilden Felsenlandschaft: Jiraskovy skaly - Bischofstein
Die Region am oberen Flusslauf der Metuje / Mettau war im Mittelalter Bestandteil eines Urwalds, der in der Zeit der Premysliden eine natürliche Landesgrenze bildete. Um das Jahr 1250 erhielten ostböhmische Adelsgeschlechte dieses Gebiet für ihre Heeresdienste beim böhmischen König. Das Gebiet wurde ebenso wie das benachbarte Unterschlesien und das Gebiet um Broumov / Braunau von Deutschen besiedelt.
In den Hussitenkriegen bemächtigten sich die Kalixtiner der Burgen und unternahmen Raubzüge in das katholische Schlesien. Eine dieser Burgen war die Burg Skaly, von der heute noch eine Ruine erhalten geblieben ist. Sie ragt in der Felsenlandschaft über einem kleinen See empor - dem Cerne jezirko, dem Schwarzen Weiher - einige Kilometer südwestlich von der Stadt Teplice nad Metuji entfernt. In dieser Region sich die Handlung des historischen Romans "Skaly" des tschechischen Schriftstellers Alois Jirasek. Nach ihm wurde diese Felsenlandschaft "Jiraskovy skaly", Jirasek-Felsen, genannt. Im Roman beschrieb Jirasek dieser Region unter anderem mit folgenden Worten:
"Eine schauerliche Landschaft in weiter Wildnis war, wie ein uraltes Dokument bezeugt, Teil unseres Königreichs, sich ausbreitend am Oberlauf der Upa / Aupa und Metuje / Mettau und am Bach Stenava / Steine ... Menschenleer bedeckte ein gewaltiger Urwald dieses Land - der Urwald, welcher in seiner tiefen Dunkelheit die noch schauerlichere Wüste riesiger Felsen einhüllte und verbarg. In dieser weiten Waldwildnis, in der Bärengebrüll, Wolfsgeheul und Auerhahnrufe erklangen, in deren Höhlen Wildkatzen und flinke, hinterhältige Luchse hausten, durften nur wagemutige Jäger eindringen. Aber auch diese gingen nicht in die Tiefe des Irrgartens der steilen, unzugänglichen Felsen, die auch dann nicht erforschte und fast unbekannte Wildnis blieben, als das Gebrüll der Raubtiere verstummte und der Urwald der menschlichen Hand unterlegen war..."Obwohl man heute weder Bärengebrüll, noch Wolfsgeheul über dem kleinen See hören kann, hat die dortige Landschaft doch etwas von ihrer Wildnis behalten. Die Burgruine Skaly ist teilweise hinter wild wachsenden krummen Bäumen versteckt und wirkt recht geheimnisvoll.
Die erste Erwähnung der Burg Skaly sowie der kleinen Siedlung am Rande der Felsen von Teplice nad Metuji / Weckelsdorf stammt aus dem Jahr 1393. Ursprünglich hieß die Burg Katzenstein und diente als der Ausgangspunkt für die Beutezüge, die Matej Salava von Lipa nach Schlesien unternahm. Heute befinden sich im neben dem See liegenden Tal unterhalb der Burgruine noch einige Gebäude vom einstigen Schlossareal von Bischofstein. Pavel Volk verwaltet das Hotel, das im früheren Bürogebäude des Barockschlosses Bischofstein eingerichtet wurde. Er interessiert sich sehr für die Geschichte dieses Ortes, der seinen Worten zufolge bewohnt war, noch bevor oben in den Felsen eine Burg erbaut wurde.
"Schon zu der Zeit stand hier unten ein Landgut. Wie aus den Archivdokumenten hervorgeht, war es damals eher eine kleine Festung. Nach Meinung von Experten ist von dieser Festung hier nur noch ein kleiner Keller erhalten geblieben. Nachdem die Burg erbaut worden war, wurde die Burgbesatzung aus dem unten gelegenen Hof mit sämtlichen Lebensmitteln versorgt. Matej Salava von Lipa sollte damals von der Burg aus die Landesgrenze verteidigen."Der Sohn des Begründers der Burg, Matej Salava, der Jüngere, verteidigte die Landesgrenze mit Beutezügen nach Schlesien. Die Schlesier haben sich gewehrt, jedoch nicht mit Gewalt, sagt Pavel Volk.
"Sie kauften alle Burgen hier in der Umgebung auf - wie Strmen, die Burg in Adrspach / Adersbach sowie die hiesige Burg. Die Besitzer wurden ausgesiedelt und die Burgen haben die Schlesier niedergerissen. Denn sie dienten als Stützpunkte bei den Invasionen nach Schlesien. Die Burg Skaly wurde aber bald wieder erneuert. Sie wechselte einige Mal ihren Besitzer. Während des 16. Jahrhunderts hat auf der Burg kaum mehr jemand gewohnt. Zu der Zeit wurde die darunter gelegene Festung umgebaut. An ihrer Stelle entstand ein Wirtschaftshof."Im Jahre 1662 kaufte der erste Bischof von Hradec Kralove / Königgrätz, Matous Ferdinand Sobek von Bilenberk, die zerfallene Burg Skaly mit dem unten gelegenen Hof. In der Vorburg ließ er im Stil des Frühbarocks das Schlösschen Bischofstein erbauen, das als eine Sommerresidenz des Kapitels von Königgrätz diente. Im Schlossareal befinden sich bis heute drei Gebäude. Im früheren Schloss wurde ein Restaurant eingerichtet. Im einstöckigen einstigen Verwaltungsgebäude werden die Gäste untergebracht. Im ehemaligen Wirtschaftgebäude findet man heute ein Büffet sowie ein Informationszentrum für die Besucher. Die Unterkunft in Bischofstein wird vor allem von sportlich interessierten Touristen genutzt. Es handelt sich, wie man bei der Bezeichnung Schloss Bischofstein annehmen würde, keineswegs um ein Luxushotel. Neben der Unterkunft in Zwei- oder auch Vierbettzimmern wird auch die billigere Möglichkeit angeboten, im eigenen Schlafsack zu übernachten. Jiraskovy skaly - wie dieses kleine Sandsteinfelsengebiet genannt wird - knüpft an die Weckelsdorfer Felsenstadt an. Es gibt hier etliche Freeclimbing-Möglichkeiten sowie Wanderwege und auch ein Lehrpfad, das Jiraskovy skaly näher vorstellt. Bei guten Schneebedingungen, die es in diesem Winter jedoch bislang nicht gibt, wird Bischofstein oft auch von Skiwanderern besucht, denn durch die Umgebung führen einige Loipen.
Fotos: Autorin