Erklärt Europa! Fotoausstellung im Tschechischen Zentrum Prag

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Was hat Europa, was andere nicht haben? Wüssten Sie auf diese Frage eine Antwort? Zwanzig Pragerinnen und Prager haben eine.

Diese Antworten sind seit Mittwoch in der Ausstellung "Vysvetlete Evropu!" - "Erklärt Europa!" im Tschechischen Zentrum Prag zu sehen. Der Journalist Wolfgang Jung hat zwanzig mehr oder weniger bekannten Pragern dieselbe Frage gestellt, Michael Adams hat sie fotografiert. Was sie geantwortet haben, kann man neben ihren Porträts lesen. Wie das Projekt entstanden ist, erklärt der Fotograf Michael Adams:

"Wir saßen zu zweit in einer der hunderttausend Prager Bierkneipen und haben uns überlegt, wie wir den Beitritt Tschechiens in die EU auf künstlerische Weise begehen können."

Innerhalb von drei Tagen haben Jung und Adams ihr Projekt verwirklicht. Was hat Europa, was andere nicht haben? Die Gespräche dauerten zwischen fünf Minuten und drei Stunden. Bedingung war Spontaneität. Niemand sollte Zeit haben, lange über seine Antwort nachzudenken und seine Worte zu genau abzuwägen. Wie ist Wolfgang Jung mit dem Ergebnis zufrieden?

"Die Vielfältigkeit der Antworten zeigt ja, dass wir keine ganz schlechte Idee hatten. Denn man sieht nicht nur tolle Bilder mit wirklich ausdrucksstarken Menschen, sondern jede Antwort ist in sich so anders und so intim, dass das insgesamt ein tolles Bild ergibt, und man sich wünscht, man könnte nochmal zwanzig andere lesen."

Was hat nun Europa, was andere nicht haben? Vielen der Befragten ist Europas kulturelles Erbe wichtig und die Sicherheit, die ein vereintes Europa bieten kann. Einer Frau fällt spontan Finnland ein und dem Publizisten Georg Pacurar der unbekannteste höchste Berg der Welt, der Elbrus im Kaukasus. Der Erotikstar Dolly Buster hat bei Europa ein Definitionsproblem, sie denkt normalerweise nicht in so beschränkten Kategorien.

Auffällig ist, dass nur wenige Befragte negative Seiten Europas nannten. Samuel Abramson, der ehemalige Rabbiner der Hohen Synagoge, ist einer von ihnen. Ihm fällt spontan nur ein, was Europa nicht hat. Die Europäer seien noch nicht reif für die Dinge, die sich die Beamten in Brüssel ausdenken.

Tomas Kafka dagegen, früher Direktor des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und heute Leiter der Mitteleuropa-Abteilung im Außenministerium, bleibt bei seiner positiven Meinung:

"Ich stehe dazu. Letztendlich sind wir hier bei uns in einer Lage, wo wir uns innenpolitisch selbst in Frage stellen. Aber Europa gibt uns die gewisse Sicherheit, dass wir nicht nur von unseren Partnern, sondern auch von uns selbst als Entität verstanden werden. Und daher glaube ich, dass wir Europa noch mehr als wunderbaren Rahmen für unsere Selbstverwirklichung verstehen können."

Die Ausstellung "Erklärt Europa!" ist noch bis zum 26. Januar im Tschechischen Zentrum Prag, Rytirska 31, zu sehen.

Foto: Alena Ungrová, Tschechisches Zentrum Prag

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