Weniger, aber länger: Krankenstand in Tschechien
Ein Blick aus dem Fenster bestätigt es: Wenn es einen idealen Monat zum Kranksein gibt, dann ist es der November, mitten zwischen Herbstdepression und Wintergrippe. Passend zum November hat nun die tschechische Sozialversicherungsanstalt den Krankenstand in Tschechien untersucht.
Das ganze Spektrum zeigt sich auch bei einer Straßenumfrage: Er sei im vergangenen Jahr dreimal krank gewesen, so einer der Angesprochenen, "zweimal ernst und einmal leicht, insgesamt etwa drei bis vier Wochen."
"In diesem Jahr bin ich noch nicht einen Tag daheim im Bett geblieben, in den letzten Jahren insgesamt maximal drei bis vier Tage", so ein anderer Respondent. Und der dritte antwortet lapidar:
"Ich habe ein Gewerbe, und das heißt: Ich werde nicht krank."
Was natürlich auch die Frage nach dem möglichen Missbrauch aufwirft: Fast 190.000 Kontrollen wurden durchgeführt - bei jedem 13. Kranken, wie Stepanka Filipova von tschechischen Sozialversicherungsanstalt berichtet:
"Mehr als zwei Prozent der Kontrollierten wurde die Krankschreibung verkürzt oder aberkannt. Ähnlich sahen die Zahlen aber auch im vergangenen Jahr aus."4500 Blaumacher wurden erwischt - der meiste Missbrauch wurde übrigens in Brünn festgestellt; am ehrlichsten waren die Kranken nach Angaben der Versicherungsanstalt in Südmähren.
Den Krankenstand niedrig zu halten und Einsparungen beim Krankengeld zu erreichen, das ist auch das Ziel einer Gesetzesnovelle, die derzeit im Parlament beraten wird. Demnach sollen den Arbeitgebern langfristig die Sozialversicherungsabgaben gesenkt werden, im Gegenzug müssen sie in den ersten 14 Tagen für das Krankengeld ihrer Mitarbeiter selbst aufkommen. So sollen die Krankenstände einer unmittelbareren Kontrolle unterliegen - für den Ökonomen Jiri Uhman von der Universität Usti nad Labem ein sozialpolitisches Eigentor:
"Natürlich werden die Firmen weiter versuchen, die Kosten zu senken, und das auch bei den Angestellten. Mitarbeiter, die oft krank sind, haben da mit Sicherheit eine schlechtere Position. Ich weiß nicht, wo da der soziale Aspekt des Staates bleibt."
Wenig angetan von der Initiative sind auch die Arbeitgeber, die sich über wachsenden Verwaltungsaufwand beklagen.