Machenschaften im Ministerium: Fall Dolezel weitet sich aus
Nachdem vergangene Woche die ersten drei Personen im Fall des ehemaligen Staatsministers Zdenek Dolezel verhaftet wurden, sind mittlerweile weitere Details ans Licht gekommen. Die betreffen zwar nicht das Mordprojekt, das das Trio geplant haben soll, aber die versuchte Unterschlagung von Geldern der Europäischen Union. In diesem Zusammenhang wurde noch am Freitag die ehemalige stellvertretende Ministerin für Regionalentwicklung, Vera Jourova, in Gewahrsam genommen.
Vor Ort wehrt man sich allerdings dagegen, dass die Projekte überbewertet waren. So sagte die stellvertretende Hauptmännin des Kreises Böhmisch-Mährische Höhe, Maria Cerna, im Fall des Schlosses Trebic zum Vorwurf überteuerter Bauarbeiten: "Das ist, mit Verlaub, absoluter Quatsch."
Ob dem wirklich so ist, damit wird sich in nächster Zeit die Polizei auseinander setzen müssen. Im Raum steht, dass allein die zwei Schlosssanierungen insgesamt um 72 Millionen Kronen Kronen (also rund 2,5 Millionen Euro) überschätzt wurden.
Ebenso ungeklärt ist die Rolle des Architekten Marek Ricar. Er ist einerseits Mitgründer der Firma "Bono Publico", die nun im Verruf steht, zum anderen gab er den entscheidenden Hinweis, der zur Festnahme der Dolezel-Gang führte. Auffällig ist jedenfalls, dass der Architekt im Ministerium für Regionalentwicklung ein und aus ging, wie es ihm beliebte.
Bisher sind in die Affäre um die Machenschaften mit EU-Geldern nur Politiker auf niedererer Ebene verwickelt. Zdenek Dolezel, der wahrscheinliche Kopf der Gang, und die ehemalige stellvertretende Ministerin, Vera Jourova, gehören allerdings beide den Sozialdemokraten an. Ob es weitere parteipolitische Verbindungen gibt, könnte ebenfalls noch zur Frage werden.Der sozialdemokratische Ex-Premier Jiri Paroubek, bis 2005 Minister für Regionalentwicklung, weist für sich eine etwaige Mitverantwortung in der Affäre zurück. Vielmehr nimmt er die Sache zum Anlass, um nun in den eigenen Reihen aufzuräumen:
"Ich werde daraus bestimmte Schlussfolgerungen ableiten. Die sollen in der Folge zur Erneuerung und Modernisierung der Sozialdemokratie führen. Durch die Affäre ergeben sich gerade dafür nun größere Chancen, denn wir können nicht weiter so Personalpolitik betreiben wie bisher."