Väter im Mutterschaftsurlaub - immer noch Rarität in Tschechien

Schon seit Jahrzehnten geht die Mehrheit der tschechischen Frauen arbeiten und für viele, namentlich für die älteren von ihnen war oder gilt es immer noch als Gang und Gäbe, dass zu Hause eine zweite Arbeitsschicht auf sie wartete und wartet. Die Unterscheidung zwischen Frauenarbeit und Männerarbeit im Haushalt lässt allerdings, namentlich bei der jüngeren Generation aber zunehmend nach. In letzter Zeit wird hierzulande auch ein Mann, der anstelle seiner Frau den Mutterschafts-, bzw. Vaterschaftsurlaub antritt, nicht mehr als ein exotisches Lebewesen angesehen. Mehr zum Thema Vaterschaftsurlaub erfahren Sie im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

Massenweise gehen tschechische Männer bei weitem nicht in den Mutterschaftsurlaub, immerhin, die Tendenz ist steigend. Von der Gesamtzahl aller Personen, die im Jahr 2002 das Kindergeld im Mutterschaftsurlaub bezogen haben, sind nur 0,85 Prozent auf Männer entfallen. Jüngsten Angaben zufolge sind es derzeit "schon" 1,45 Prozent. Die Spezies "der Mann im Mutterschaftsurlaub" gilt aber immer noch als eine Rarität. Wie werden sie von der Öffentlichkeit wahrgenommen, und wie die Bedingungen, unter denen sich die Männer und ihre weiblichen Pendants um ihre Sprösslinge kümmern? Hierzu einige Stimmen zufälliger Passanten:

(Mann): "Die Bedingungen sind wahrscheinlich dieselben und ich bin dafür! Wenn die Frau besser verdient, dann kann der Mann zu Hause bleiben. Warum nicht?"

(Frau): "Ich glaube, die Bedingungen sind für beide Geschlechter nicht identisch."

(Mann): "Es liegt wohl an dem Mann, ob er sich für den Vaterschaftsurlaub entscheidet. Das Ego der Männer kann schon darunter leiden, wenn sie nicht die Haupternährer der Familie sind. Meiner Meinung nach soll sich eher die Frau um die Kinder kümmern."

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Frau: "Es ist prima, wenn das nicht nur bei der Frau liegt und der Mann auf diese Weise helfen kann."

Einer, dessen Ego nicht gelitten hat, ist Jarda aus Usti nad Labem/Aussig. Er hat ein halbes Jahr Vaterschaftsurlaub hinter sich. Seine Motivation war, wie er sagte, sehr einfach: Er habe Lust gehabt auszuprobieren, was alles eine frischgebackene Mutter zu managen habe und ob es für sie tatsächlich eine Urlaubszeit sei. Das Ehepaar besaß allerdings gute Voraussetzungen für diese Entscheidung: Jardas Frau hatte einen gut bezahlten Job, und er selbst konnte nebenbei auch von zu Hause aus für seine Firma arbeiten. Wie bewertet er die Zeit, in der er sein erstes Kind betreut hat?

"Ich habe die Zeit eher als Urlaub erlebt. Vielleicht auch deshalb, weil es nur so kurz dauerte und dass unser Kind die meiste Zeit schlief. Ich habe eigentlich nur die Aufsicht übernommen, konnte angenehme Spaziergänge im Park machen, auf der Bank sitzen und lesen."

In der Tat, so ein Vaterschaftsurlaub kann beinahe wie eine Idylle wahrgenommen werden, ohne waschen, bügeln, kochen oder aufräumen zu müssen. Vieles davon kann Jarda, wie er gesteht, nicht, habe aber zumindest versucht, dort einzuspringen, wo er nützlich sein könne, nämlich beim Kochen. In seiner Familie gelten aber insgesamt moderate Konditionen für beide Seiten:

"Wir bügeln nicht, weder ich noch meine Frau, das ist gut. Das Waschen macht die Waschmaschine alleine, jemand muss dann nur die Wäsche herausnehmen und aufhängen. Ja, im Prinzip habe ich dasselbe getan was auch die Frauen tun."

Vor kurzem ist Jarda zum zweiten Mal Vater geworden. Will er sich wieder im Vaterschaftsurlaub auf Probe stellen?

"Nein nicht mehr. Beim ersten Kind wollten wir es beide ausprobieren. Meine Frau hat, denke ich, festgestellt, dass es ihr nicht so ganz passte, dass sie die meiste Zeit nicht mit ihrem kleinen Kind verbringen konnte. Sie hat mir diese Möglichkeit auch gar nicht mehr angeboten."