Prager Frühling zum 60. Mal
Der Beginn des diesjährigen Musikfestivals Prager Frühling war anders als gewohnt. Seine historische Premiere ist mit dem 11. Mai 1946 verbunden, als die Tschechische Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Rafael Kubelik die Musikfestspiele offiziell eröffnet und auch alle nachfolgenden Konzerte gegeben hatte. Erst später wurde das Eröffnungskonzert auf den 12. Mai verlegt, und zwar in Erinnerung an den Todestag von Bedrich Smetana im Jahr 1824. Da der Prager Frühling nun auf sein 60-jähriges Bestehen zurückblicken kann, gab es diesmal zwei Eröffnungskonzerte. Über bisherige Highlights des Festivals erfahren Sie mehr von Jitka Mladkova im nachfolgenden Beitrag:
Zwei Eröffnungskonzerte, doch gleich drei Spitzenorchester hintereinander stellten sich zu Festivalbeginn vor. Das Programm des Jubiläumskonzertes war identisch mit dem vor 60 Jahren und auf ihre Kosten kamen vor allem die Fans der Tschechischen Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Zdenek Macal, die verschiedene Werke der tschechischen Komponisten Dvorak, Foerster und Ostrcil spielte. Also nicht wie gewohnt den Zyklus Symphonischer Dichtungen Mein Vaterland von Bedrich Smetana. Dieser wurde nämlich erst im Jahr 1952 zum ersten Mal auf das Programm zur Festivaleröffnung gesetzt. Traditionsgemäß erklang er auch am 12. Mai 2006, diesmal in der Darbietung des Symphonischen Orchesters des Tschechischen Rundfunks unter Ondrej Kukal.
Gleich am dritten Festivaltag hat der Prager Frühling seinen ersten und unter den in diesem Jahr gastierenden Orchestern wohl auch absoluten Höhepunkt erlebt: Nach 39 Jahren traten bei den Prager Musikfestspielen die Wiener Philharmoniker auf. Für den erkrankten Zubin Mehta sprang Leopold Hager ein und tschechische Musikkritiker sparten anschließend nicht mit Superlativen, namentlich in Bezug auf die gespielte Symphonie Nummer Vier von Gustav Mahler.Um ein weiteres Highlight des Festivals hat sich die derzeit berühmteste tschechische Opernsängerin, die Mezzosopranistin Magdalena Kozena, verdient gemacht. Mit 33 Jahren und nach vorherigen Erfolgen auf weltbekannten Bühnen, darunter auch bei den Salzburger Festspielen, hat sie sich zum ersten Mal auch im Prager Nationaltheater vorgestellt. In der Weltpremiere sang sie das Musikwerk "Triumph des Todes", das der 78-jährige tschechische Komponist Zdenek Lukas für sie auf den dichterischen Text von Petrarca geschrieben hat. Magdalena Kozena war zufrieden:
"Es gibt nicht viele zeitgenössische Komponisten, die in der Lage sind, richtig für die Stimme zu komponieren. Viele von ihnen richten sich nach dem Gefühl, die menschliche Stimme sei ein Musikinstrument. Oft schreiben sie etwas, was mit der Stimme technisch nicht zu bewältigen ist."
Kozena gab insgesamt zwei Konzerte in Prag, die lange vorher ausverkauft waren. Die Schwerpunkte der beiden Konzerte lagen allerdings in den Arien aus Mozarts Opern, mit denen sie bereits wiederholt in der New Yorker Metropolitan Oper auftrat, und mit deren Orchester sie demnächst auch nach Japan reisen wird. Nun hat sie auch in Prag standing ovations geerntet.