Die EU macht's möglich: Deutsche Krankenkassen bezahlen Kuraufenthalte in Westböhmen
Ein bisschen mehr leisten als daheim können sich viele Deutsche, wenn sie zur Kur ins Ausland fahren. Zum Beispiel nach Tschechien, ins westböhmische Bäderdreieck, gleich hinter der Grenze. Während deutsche Kurbäder oft über die Konkurrenz aus dem Osten klagen, können die Patienten sich freuen: Kostengünstige Angebote, modernste Medizin, und das alles gewürzt mit dem Flair der vorletzten Jahrhundertwende - eine Kombination, mit der zum Beispiel die Kurstadt Marianske Lazne, zu Deutsch Marienbad, internationale Kundschaft nach Tschechien lockt.
"Wir haben die Kooperation mit deutschen Krankenkassen erst vor kurzer Zeit begonnen. Voriges Jahr haben wir einige Verträge geschlossen, und jetzt sind wir erst am Anfang. Aber wir hoffen, dass sich diese Kooperation gut entwickelt, und dass künftig noch mehr Gäste über die deutschen Krankenkassen zu uns kommen."
Einer der ersten Vertragspartner war die Hanseatische Krankenkasse, mittlerweile arbeiten die "Marienbad Kur und Spa Hotels" aber mit mehreren Kassen zusammen:
"Die Produkte, die die deutschen Krankenkassen den Gästen anbieten, sind sehr unterschiedlich. Einige bezahlen nur Vorsorgemaßnahmen, einige gewähren einen Zuschuss für die Wellness- oder Kurangebote, andere wiederum bieten Rehabilitation oder stationäre Programme an."Pavel Knara ist Chefarzt im Hotel Nove Lazne, dem wohl prominentsten Kurhaus in Marienbad. Ungefähr 85 bis 90 Prozent seiner Patienten haben Schwierigkeiten mit dem Bewegungsapparat, der Rest hat Nieren-, Harnwegs- oder Atemwegsprobleme. Primarius Knara ist stolz auf seinen Arbeitsplatz:
"Dieses Kurhaus wurde am 1. Juni 1896 eröffnet. Schon im Jahre 1897 war der englische König Edward VII. bei uns auf Kur. Das was damals die mächtigste Person der Welt, so wie jetzt zum Beispiel Bush. Ich zeige Ihnen jetzt die Königskabine, wo er gebadet hat. Das ist die schönste Sehenswürdigkeit in Marienbad! - Hier können Sie die Sesselwaage sehen, auf der König Edward VII. immer gewogen wurde. Und hier drüben ist die Wanne. Aus diesem Gerät hier kommt Dampf. Es handelt sich um ein Heizungssystem. Denn wie ich schon gesagt habe: Das Mineralwasser ist kalt, es hat nur etwa 10 Grad, und wir müssen es auf Badetemperatur erwärmen. Die beträgt hier 34 Grad. Alle Geräte hier sind historische Originale aus dem Jahr 1896. Die Atmosphäre ist großartig. Wenn Sie sich hier entspannen, dann meinen Sie, Sie sind im Himmel."
Eine Frau aus Deutschland liegt in Tücher gehüllt auf einem Ruhebett und nickt zustimmend. Sie zählt bereits zu den Stammgästen. Seit vier Jahren kommt sie mit einer Gruppe von 40 Frauen regelmäßig nach Marienbad. Ihren Aufenthalt finanziert sie selbst. Doch auch ihre Krankenkasse bietet mittlerweile Kuren in Marienbad an:
"Ja, seit 1. Juli letzten Jahres. Wir bleiben aber immer nur eine Woche hier, und das wird nicht bezuschusst. Einen Zuschuss gibt es erst bei zwei Wochen Aufenthalt."
Fotos: Linda Pölz