Rennfahrer Pesek machts wie Skispringer Janda: Zum Saisonauftakt gleich Weltspitze
Mit den drei Rennläufen in Jerez ist 14 Tage nach der Formel 1 ein weiterer Paradesport in seine neue Saison gestartet. Derweil wurde mehrere hundert Kilometer weiter nördlich, im norwegischen Oslo, die olympische Skisportsaison beendet. Und zwar mit zwei Massenstartrennen im Biathlon. Bei dem über 15 km der Männer belegte der tschechische Ex-Weltmeister Roman Dostal einen ausgezeichneten zweiten Platz.
Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche
Mit dem Masaryk-Ring bei Brno / Brünn besitzt die Tschechische Republik seit rund 20 Jahren eine internationale Top-Rennstrecke. Aber fast genau 40 Jahre ist es her, dass ein Tscheche auch einmal einen Grand Prix im Motorradrennsport gewonnen hat. Es war der legendäre Frantisek Stastny, der 1966 den Sieg beim GP der damaligen DDR nach Hause fuhr. Den für lange Zeit letztmaligen Podestplatz eroberte Bohumil Stasa, der vor 35 Jahren in einem Rennen Zweiter wurde. Seit vergangenem Sonntag aber ist diese Durststrecke zu Ende, denn da trat mit dem erst 20-jährigen Lukas Pesek ein junger Tscheche ins Rampenlicht. Beim Auftaktrennen zur diesjährigen Motorrad-Weltmeisterschaft in der 125-ccm-Klasse im spanischen Jerez rollte er nach einem ersten Platz im freien Training und Startplatz drei nach der Qualifikation als Zweitschnellster über die Ziellinie. Geschlagen wurde er lediglich durch den Lokalmatadoren Aurelio Bautista. Und das, nachdem ab der Hälfte des Rennens seine Hinterradbremse blockierte. Freudestrahlend schilderte Pesek den Rennverlauf:
"Ich bin gut gestartet und lag danach einige Zeit in Führung, was ich selbst nicht glauben konnte. Nur Bautista konnte mir folgen und mich auch überholen. Ich habe eigentlich bis zum Schluss gehofft, ihn noch attackieren zu können, aber aufgrund meiner defekten Hinterradbremse habe ich mich lieber auf das Sichern des zweiten Platzes konzentriert. Und der ist absolut in Ordnung."
Mit den drei Rennläufen in Jerez ist 14 Tage nach der Formel 1 ein weiterer Paradesport in seine neue Saison gestartet. Derweil wurde mehrere hundert Kilometer weiter nördlich, im norwegischen Oslo, die olympische Skisportsaison beendet. Und zwar mit zwei Massenstartrennen im Biathlon. Bei dem über 15 km der Männer belegte der tschechische Ex-Weltmeister Roman Dostal einen ausgezeichneten zweiten Platz. Eine Platzierung, die eine durchaus zufrieden stellende Saison der tschechischen Biathleten krönte, fand Auswahltrainer Janousek:"Die diesjährige Saison ist sehr gut für Roman Dostal gelaufen. Er hat viele Weltcup-Punkte geholt und ist im Endklassement auf dem 23. Platz gelandet. Auf dem 29. Rang kam Michal Slesingr ein. Zwei Athleten sind also unter die besten 30 gekommen - ein Resultat, was uns noch nie zuvor gelungen war."
Auf sich aufmerksam gemacht haben am zurückliegenden Wochenende auch Tschechiens im Ausland kickende Topfußballer - sowohl positiv wie negativ. Das hervorstechend schlechte Beispiel gab ausgerechnet Europas Fußballer des Jahres 2003, der für Juventus Turin spielende Pavel Nedved ab. In der Punktspielbegegnung von "Juve" gegen den italienischen Kontrahenten AS Rom, die 1:1 endete, wurde Nedved nämlich nach einer gelb-roten Karte in der 45. Minute vom Platz gestellt. Das leuchtende Gegenbeispiel aber lieferte dessen Mittelfeldpendant im Nationaltrikot, der noch bei Borussia Dortmund unter Vertrag stehende Tomas Rosicky. In der Bundesligapartie der Borussen beim HSV erzielte Rosicky gleich zwei sehenswerte Tore und trug daher maßgeblich zum 4:2-Auswärtssieg seiner Mannschaft bei. Zur Bedeutung dieses Erfolges sagte Rosicky:
"Für uns war dieser Sieg natürlich sehr wichtig, denn wir kämpfen um einen UEFA-Cupplatz. Dem sind wir nun wieder ein Stück näher gekommen. Wir haben ein wirklich gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen."
Die SPORT- Reportage
Die olympische Wintersportsaison 2005/06 ist zu Ende. Einzig die Eishockeycracks unterhalten uns noch bis weit in den Frühling hinein. Aber da die Vertreter des Ski-, Snowboard- und Rodelsports nun wieder ihre Bretter, Boards und Schlitten zusammengepackt haben, ist es Zeit eine erste Bilanz zu ziehen. Aus tschechischer Sicht fällt diese überaus erfreulich aus. Skilangläuferin Katerina Neumannova gewann bei den Olympischen Spielen in Turin je eine Gold- und Silbermedaille und lief bei drei Weltcupläufen als Erste über die Ziellinie. Langlaufkollege Lukas Bauer flankierte sie mit drei zweiten Plätzen - beim olympischen 15-km-Lauf klassisch und bei zwei Weltcuprennen. Und den Gesamt-Weltcup eroberten auch gleich zwei Athleten: Tomas Kraus im Skikross und Jakub Janda im Skispringen. Insbesondere Letzterer wusste im vergangenen Winter zu überzeugen, denn neben seinen Siegen auf fünf Weltcupschanzen triumphierte Janda auch bei der Vierschanzentournee. Zwar punktgleich mit dem Finnen Janne Ahonen, aber als erst zweiter Tscheche nach Jiri Raska. Entsprechend positiv fällt Jandas Saisonfazit aus:
"Es ist bestimmt der Traum eines jeden Skispringers, die Vierschanzentournee zu gewinnen und am Ende der Saison den Weltpokal in seinen Händen zu halten. Darüber bin ich glücklich. Lediglich die Olympiade ist nicht nach unseren Vorstellungen gelaufen. Wir haben alles Mögliche probiert, aber dort habe ich einfach nicht zu meiner Form gefunden."
Derjenige, der Janda vor zwei Jahren aus der Versenkung holte, ihm half, seine Sprungtechnik zu verbessern, ihm aber vor allem Selbstbewusstsein und Siegeswillen einimpfte, ist sein Trainer Vasja Bajc. Aber kaum hatte Janda beim vorletzten Saisonwettbewerb, einem Skifliegen in Planica, seinen Triumph im Gesamt-Weltcup perfekt gemacht, da erklärte der temperamentvolle Slowene seinen Abschied vom Amt des nationalen Skisprungtrainers. Eine Nachricht, die Janda nur schwer und mit bitterer Ironie vor Journalisten zu schlucken wusste:"Was bedeutet das für die Zukunft? Auf mich wird ein noch weitaus größerer Druck zukommen, denn ihr alle erwartet von mir in der nächsten Saison mindestens ebensolch gute Resultate wie in dieser. Aber vielleicht müsst ihr auch damit rechnen, dass ich zu keinem Springen mehr antrete."
Doch das Ende der erfolgreichen Liaison zwischen Bajc und Janda hatte sich lange vorher angekündigt. Denn bereits im Vorfeld der Spiele von Turin, als Bajc gedroht hatte, der Olympiade fernzubleiben, wurde die Missstimmung im Umfeld des Springers augenscheinlich. Trainer Bajc und der Leiter des Skisprungbereichs bei Tschechischen Skisportverband, Leos Skoda, auf der einen, sowie Jandas Manager Frantisek Jez und Jandas Vater Milan auf der anderen Seite, buhlten um die Gunst des 27-jährigen Topspringers. Bajc bezeichnete Jandas Vater dabei als Störenfried, dem es nur ums Geld ginge, während Jez zum Beispiel Skoda fortwährend vorhielt, die Werbeverträge Jandas so fixiert zu haben, dass dieser eindeutig zu schlecht wegkomme. Nicht zuletzt war es gerade diese Dauerfehde unter seinen ihm vertrauten Bezugspersonen, die auf Jandas Stimmung drückten und ihn ausgerechnet bei der Olympiade in ein psychisch bedingtes Formtief rutschen ließen. Zu all den Zwistigkeiten sagte Janda:
"Ich stehe einer weiteren Zusammenarbeit mit allen nicht im Wege. Hier geht es im Grunde nur darum, dass sich diese Leute miteinander aussprechen. Nach Abschluss der Saison war es jedoch bisher noch nicht möglich, mit den Vertretern des Skisprungbereichs erneuten Kontakt aufzunehmen. Diese waren es bisher gewöhnt, alles über mich zu regeln. Wenn ich ihnen gesagt habe, dass ich dafür einen Manager habe, dann endete das Gespräch zumeist und man kommunizierte nicht mehr miteinander."Aber auch wenn Jakub Janda in nur kurzer Zeit neben den Höhen auch die Tiefen eines Spitzensportlers zur Genüge kennen lernte, eines wird man ihm aus dieser unvergesslichen Saison nicht nehmen können: Nämlich die Tatsache, mit seinen Glanzleistungen im Weltcup und bei der Vierschanzentournee eine schlafende Skisprungnation wie die tschechische wieder wach geküsst und seine größer gewordene Fangemeinde begeistert zu haben. Und hierbei lassen vor allem seine Anhänger im heimatlichen Frenstat pod Radhostem nichts auf ihren Jakub kommen:
"Nun, was er geleistet hat, das war hervorragend für uns Tschechen. Das war eine tolle Sache!"
"Um so schöner für uns, dass Jakub hier aus Frenstat stammt. Ganz sicher haben ihm alle die Daumen gedrückt."
"Also das ist super! Warum? Weil er eben aus unserem Landkreis stammt."
In der abgelaufenen Saison aber haben Janda alle sportbegeisterten Tschechen die Daumen gedrückt. Sie hoffen nun, dass er auch im kommenden Winter weitere Siege erspringen kann.