Wie du mir, so ich dir
Tschechen haben es an den amerikanischen Grenzen nicht leicht. Aufwendige Visaformalitäten, peinlich genaue Befragungen und Gepäckkontrollen ärgern die Touristen von der anderen Seite des Ozeans. Dasselbe gilt für Australien und Kanada. Nun hat der tschechische Außenminister Cyril Svovboda gefordert, umgekehrt solle für US-Touristen nun Visumspflicht eingeführt werden. Renate Zöller berichtet.
Wie du mir, so ich dir, so lautet wohl das Motto des Außenministers. Bisher benötigten Touristen aus den USA, Kanada und Australien nur dann ein Visum, wenn sie länger als drei Monate in Tschechien bleiben und arbeiten wollen. Nun will Svoboda nicht nur ein Visa verlangen, sondern auch die Gründe für die Einreise erfragen - ob der Einreisende genügend Geld dabei hat oder plant, illegal zu arbeiten um den Aufenthalt zu finanzieren. Der Politologe Bohumil Dolezal findet jedoch eine solche Befragung nicht einsichtig:
"Ich verstehe vor allem eines nicht: Warum sollte ich Visa einführen für Leute von denen überhaupt keine Gefahr zu erwarten ist? Schauen Sie wie viele Slaven hier schwarz leben und bleiben wollen, da verstehe ich die Visavorschriften, aber die Zahl an Amerikanern und Australiern die bleiben wollen ist doch lachhaft."
Die Regelung wird also vor allem Touristen treffen - und eventuell abschrecken. In Amerika haben die verschärften Grenzkontrollen zu einem deutlichen Rückgang der Touristenzahlen geführt: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der USA-Touristen aus Deutschland und Japan um 26 Prozent, aus Frankreich um 29 Prozent und aus Brasilien sogar um 48 Prozent verringert. Auf die Idee, den Amerikanern Gleiches mit Gleichem zu vergelten ist vor Tschechiens Außenminister jedoch nur Brasilien gekommen, wo ein Provinzrichter verfügte, dass US-Bürger bei der Einreise erkennungsdienstlich zu prüfen seien. Dolezal sagt, die Einreisebedingungen in die USA seien zwar ärgerlich aber doch auch verständlich:
Svobodas Vorschlag hat also sicherheitsrechtlich vermutlich keine Funktion, seine Vergeltungsforderung könnte aber durchaus die diplomatischen Beziehungen zu Amerika trüben. Bleibt die Frage, warum der Minister sich zu solch drastischen Forderungen hinreißen ließ. Dolezal befürchtet, Populismus könne den tschechischen Außenminister zu seiner Äußerung bewogen haben.
"Genau in dem Moment wo der Wahlkampf läuft bringt Svoboda so ein Thema auf und ich habe das sehr ungute Gefühl, dass da ein Zusammenhang besteht. Es sollte dem Finanzminister eine Warnung sein, dass gerade die Kommunisten mit seiner Meinung übereinstimmen."