Die Heilkraft des Semmelknödels
"Super Size Me" heißt ein Film des US-amerikanischen Regisseurs Morgan Spurlock. In einem Selbstversuch ernährte sich Spurlock dabei einen Monat lang ausschließlich bei McDonald´s. In Tschechien wurde das Experiment nun nachgeahmt - natürlich auf böhmische Weise, und mit überraschenden Resultaten.
Parallel zu Spurlocks Boulettenexperiment entstand daher die böhmische Variante der Verpflegungsstudie - "Super Spek Me" statt "Super Size Me". Versuchskaninchen war der Prager Karel Gustav Bozan. Seine Aufgabe: sich einen Monat lang ausschließlich in böhmischen Kneipen zu ernähren. Tschechische Küche morgens, mittags abends - "Veproknedlozelo", Schwein, Knödel, Kraut in Reinkultur. Natürlich unter ärztlicher Aufsicht. Das Ergebnis nach 30 Tagen sorgte für Aufsehen in Tschechien, einem Land, das zerrissen ist in seiner Liebe zu Gulasch und Knödeln einerseits und dem wachsenden Bewusstsein um deren Ungesundheit andererseits: Karel Gustav Bozan hat nach einem Monat tschechischer Kneipenküche sechs Kilo verloren, der Cholesterinspiegel hat sich deutlich gesenkt und auch die Leberwerte sind besser. Ein Wunder? Die Heilkraft des Semmelknödels?
Ein wenig hat die Auswahl des Probanden mitgeholfen, räumen die Macher ein: Bozan ist nämlich kein spindeldürres Handtuch wie sein amerikanisches Gegenüber Morgan Spurlock, sondern ein stattlicher 125-Kilo-Mann. Ein Gewicht, das gepflegt sein will. Was vor dem gut gefüllten heimischen Kühlschrank gelang, stieß in den Kneipen an die Grenze: Die knapp bemessenen 100-Gramm-Standardportionen, sympathische Überbleibsel sozialistischer Volksverpflegung, haben dazu offensichtlich nicht gereicht.
Auch wenn es für das scheinbar transzendente Ergebnis also eine weltliche Erklärung gibt - die Macher des Experimentes sind zufrieden: Man habe erfolgreich den Mythos widerlegen können, dass die böhmische Küche der kürzeste Weg ins Grab sei, hieß es. Und auch Proband Bozan selbst zeigte sich zufrieden. Nur das warme Frühstück habe ihm zeitweise zum Hals herausgehangen, erklärte er zum Abschluss. Na dann: Wohl bekomm´s!