Slobodan Milosevic, einer der Hauptmitschuldigen an dem Völkermord im ehemaligen Jugoslawien, ist tot. Die Nachricht tickerte am Wochenende wie eine Bombe durch die Agenturen. Seitdem beschäftigen die Weltöffentlichkeit neben dem Streit um die Todesursache vor allem zwei Fragen: Welche Folgen hat der Tod Milosevics für die weitere Arbeit des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, das seit Jahren vergeblich versucht, Milosevic Verbrechen gegen die Menschlichkeit nachzuweisen. Und: Was bedeutet der Tod des früheren jugoslawischen Präsidenten für die Lage in seinem Land, das im Verhältnis zu dem Diktator gespalten ist?
Slobodan Milosevic (Foto: CTK)
Slobodan Milosevic, einer der Hauptmitschuldigen an dem Völkermord im ehemaligen Jugoslawien, ist tot. Die Nachricht tickerte am Wochenende wie eine Bombe durch die Agenturen. Seitdem beschäftigen die Weltöffentlichkeit neben dem Streit um die Todesursache vor allem zwei Fragen: Welche Folgen hat der Tod Milosevics für die weitere Arbeit des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, das seit Jahren vergeblich versucht, Milosevic Verbrechen gegen die Menschlichkeit nachzuweisen. Und: Was bedeutet der Tod des früheren jugoslawischen Präsidenten für die Lage in seinem Land, das im Verhältnis zu dem Diktator gespalten ist? Darüber unterhielten wir uns mit Jiri Dienstbier, dem ersten tschechoslowakischen Außenminister nach 1989 und ab 1998 UN-Sonderermittler für Menschenrechte im ehemaligen Jugoslawien. Er brachte zunächst seine Kritik an dem Haager Tribunal zum Ausdruck:
Jiri Dienstbier
"Wissen Sie, ich war immer überzeugt, dass Milosevic in Belgrad hätte vor Gericht gestellt werden sollen - für Mord, grobe Menschenrechtsverletzungen, Korruption und andere finanzielle Machenschaften. So hätte er längst verurteilt sein können und das wäre eine Reinigung für die serbische Gesellschaft gewesen. Das Haager Kriegsverbrecher-Tribunal zieht sich schon viel zu lange hin. Es war sehr mühselig, die politische Verantwortung in eine strafrechtliche umzuwandeln. Und dass jetzt unterschiedliche Dinge ans Licht kommen wie vernachlässigte ärztliche Versorgung für die Häftlinge, das schadet dem Tribunal natürlich maßgeblich. Viel zu tun hat das Tribunal jetzt ohnehin nicht mehr - es sei denn die zwei großen Kriegsverbrecher Mladic und Karadzic werden noch vor Gericht gestellt. Die internationalen Truppen hätten das schon vor zehn Jahren tun sollen und haben es nicht getan."
Damit der Tod Milosevics für den Balkan wirklich eine Katharsis bedeuten kann, sei heute auch das Engagement der internationalen Gemeinschaft gefragt, meint der früherer UN-Sonderermittler für Menschenrechte im ehemaligen Jugoslawien, Jiri Dienstbier:
"Die internationale Gemeinschaft sollte sich vor allem um die Entwicklung des gesamten Balkan sorgen, gegenwärtig insbesondere um Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Montenegro. Die Lage dort lässt sich nur langfristig und allmählich stabilisieren, indem man diesen Ländern eine europäische Perspektive bietet. Diese suchen die Gesellschaften auf dem Balkan. In Jugoslawien gibt es schon seit zehn Jahren riesige Demonstrationen gegen Milosevic, die Mehrheit der Menschen hat schon lange keine Sympathien mehr für Milosevic."