Sanierung statt Abriss: Kabinett beschließt Förderprogramm für Plattenbauten

Sie prägen das Gesicht der tschechischen Vorstädte: die Plattenbauten. Jeder vierte Tscheche wohnt in einer der knapp 1,2 Millionen Plattenbau-Wohnungen, die es in Tschechien gibt. Der Großteil der "Panelaky", wie sie hierzulande heißen, stammt aus den 70er Jahren - sozialistische Heimstätten, schnell und billig hochgezogen gegen die Wohnungsnot. Auch viele der jüngeren Plattenbauten sind daher bereits heute sanierungsbedürftig. Am Mittwoch hat das tschechische Kabinett ein neues Förderprogramm für "die Platte" beschlossen. Mehr dazu von Thomas Kirschner.

Die Witze über das Leben in der Platte sind in Tschechien Legion: Zwistigkeiten, die über die Abflussrohre das ganze Haus mithört oder der untreue Ehemann, der sich in den Einheitsbauten verirrt und statt bei der Geliebten bei der eigenen Gattin klingelt. Trotzdem bleiben die Tschechen ihrer Platte treu - nicht zuletzt weil das Wohnen hier noch erschwinglich ist. Während in Ostdeutschland ganze Trabantenstädte abgerissen werden, legt die tschechische Regierung daher Sanierungsprogramme für die bröckelnden Bauten auf.

Im Haushalt seien für das laufende Jahr 400 Millionen Kronen, etwa 13,5 Millionen Euro, für Plattenbausanierungen vorgesehen, informierte der Minister für Regionalentwicklung Radko Martinek am Mittwoch über die Entscheidung des Kabinetts. Das bedeutet eine knappe Verdoppelung der Mittel im Vergleich zu den beiden Vorjahren, in denen bereits die Erneuerung von 16.000 Wohnungen gefördert werden konnte. Minister Martinek erläuterte auch die Bedingungen für den Zuschuss:

"Der Antragsteller muss einen Schadensbeleg vorweisen. Wir können dann bis zu 55.000 Kronen, also etwa 1800 Euro, je Wohnung bereitstellen."

Bezuschusst wird die Sanierung grundlegender Schäden, etwa an Dach oder Fundamenten, und das bis zu maximal 40 Prozent der realen Aufwendungen. Neu in diesem Jahr ist, dass das Programm vom Ministerium für Regionalentwicklung an den staatlichen Wohnungsentwicklungsfonds übergeht. Das kritisiert unter anderem der Verband der böhmischen und mährischen Wohnungsgenossenschaften. Verbandschef Vit Vanicek weist darauf hin, dass der Fonds bereits laufende Programme deswegen einstellt:

"Die Leute, die wir jahrelang überzeugt haben, dass sie in den Reparaturfonds einzahlen sollen, damit sie einmal ihre Plattenbauwohnung renovieren - diese Leute und ihr Vertrauen sind heute mit den Füßen getreten worden."

Zudem ist die Förderung nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Schätzungen gehen davon aus, dass für die Sanierung der tschechischen Plattenbauten bis zum Jahr 2013 etwa 150 Milliarden Kronen notwendig sind.