Tschechische Stimmen zum Karikaturen-Streit

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"Danske ambasady hori": die dänischen Botschaften brennen. So titeln zu Wochenbeginn die tschechischen Zeitungen. Die Unruhen, die die zuerst in Dänemark veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed in der islamischen Welt hervorgerufen haben, werden auch in Tschechien aufmerksam verfolgt. Thomas Kirschner mit Stimmen aus Tschechien.

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Brennende dänische Botschaften in Beirut und Damaskus, Übergriffe auch gegen die Vertretungen anderer westlicher Länder, das sind die Nachrichten des Wochenendes - Resultate eines gewalttätigen Protestes gegen eine Serie von Karikaturen des Propheten Mohammed. Der Prager Kardinal Miloslav Vlk verurteilte gegenüber Radio Prag die Gewalt, zeigt aber Verständnis für die Empörung in der islamischen Welt. Die Berufung auf die Freiheit des Wortes will er nicht unbeschränkt gelten lassen.

"In unserer westlichen Kultur verstehen wir die Bedeutung des Wortes Freiheit nicht richtig. Auch wenn das ein Reizthema ist: Wir im Westen glauben, dass die Freiheit unbeschränkt ist, dass alles möglich ist und dass wir auf Rechte und Gefühle anderer keine Rücksicht nehmen müssen."

Kardinal Miloslav Vlk
Kardinal Vlk forderte eine erneute Diskussion des Freiheitsbegriffs, wies aber zugleich auf die grundlegenden Hürden hin, die einer wechselseitigen Verständigung im Wege stehen:

"Die Muslime des Ostens verlangen die Respektierung ihrer Rechte, die sie anderen auf eigenem Raum aber keineswegs gewähren. Sie kennen schlichtweg nicht die Wechselseitigkeit des Rechtes. In der aktuellen Situation, der Blasphemie gegenüber ihrem Glauben und der Reaktion der arabischen Muslime, sehe ich den Konflikt zwischen den zwei Kulturen."

Die kleine Gruppe der tschechischen Muslime steht den Karikaturen dagegen gelassen gegenüber, bestätigt der Publizist Lukas Lhotan, der sich selbst zum Islam bekennt:

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"Die Muslime, die aus Europa stammen, die bereits hier in Tschechien geboren und aufgewachsen oder hier zum Islam konvertiert sind, fühlen sich durch die Karikaturen zwar womöglich verletzt, aber sie wissen auch, dass dieser Umgang mit religiösen Symbolen in Europa normal ist. Man ärgert sich vielleicht, aber damit ist es dann getan."

Aus anderer Perspektive blickt Petr Bilek auf das Thema, seines Zeichens, Chefredakteur des tschechischen Nachrichtenmagazins Reflex:

"Die Macher unseres satirischen Polit-Comics ´Grüner Raoul´ haben bedauert, dass uns nicht etwas Ähnliches wie den Dänen gelungen ist. Wenn wir die Initiatoren gewesen wären, hätte uns das gefreut!"

In der Comicserie ist der Prophet Mohammed bereits mehrfach als Terrorist aufgetreten. Im tschechischen Außenministerium wird man über diese Erinnerung nicht amüsiert sein. Mit Blick auf die Lage wurden die Sicherheitsvorkehrungen an der tschechischen Vertretung in Palästina verschärft.