Tschechische Köche an der Weltspitze
Unter Köchen gilt er als ganz besonderes Bonbon - der Salon Culinaire Mondial in Basel - einer der bedeutendsten Kochwettbewerbe der Welt. Alle sechs Jahre findet er nur statt und in diesem Jahr brachte das tschechische Nationalteam gleich zwei Silbermedaillen mit nach Hause und platzierte sich im "Weltbund der Kochverbände" unter den besten Zehn.
Der tschechischen Küche haftet kein guter Ruf an - schwer, phantasielos, fleischlastig, so die vielfach berechtigte Kritik. In internationalen Wettbewerben hatten es tschechische Gastronomen nach 40 Jahren kommunistischer Einheitskost daher zunächst schwer, der Welt eine andere Seite ihrer Gastronomie zu zeigen. Jiri Kral, Chefkoch im renommierten Prager Gemeindehaus und Kapitän des tschechischen Nationalteams:
"Wir haben wirklich als Amateure angefangen und jetzt haben wir es an die Weltspitze geschafft. Die Jurys schätzen unsere Künste inzwischen, während sie anfangs skeptisch waren, was da aus Osteuropa kommt - Knödel, Kraut und Schweinebraten. Aber in den letzten zehn Jahren haben wir es geschafft, einiges an Rückstand aufzuholen und es war eine enorme Bestätigung, dass wir uns auf dieser Weltmeisterschaft unter den besten zehn Teams der Welt platzieren konnten."
Damit landete das tschechische Team in unmittelbarer Nähe von Deutschland, den USA, Kanada oder Singapur. Gegenüber anderen Ländern zeichnen sich die tschechischen Köche jedoch durch eine ganz besondere Eigenschaft aus, die zunehmend verloren geht, meint Miroslav Kubec, Präsident der Assoziation der Köche und Zuckerbäcker in Tschechien:
"Im Ausland wird in Drei- oder Viersternerestaurants viel mit Konvenienzen gearbeitet, das heißt, wenn die Köche um acht Uhr früh zur Arbeit kommen, bereiten sie Brühen, Soßen und ähnliches aus der Tüte zu. Ein tschechischer Koch hingegen beginnt seine Arbeit um sechs und macht alles aus dem Aggregatzustand heraus. Ich bin überzeugt, dass man einen tschechischen Koch überall auf der Welt in die Küche stellen kann und er seine Arbeit zur Zufriedenheit seines Chefs verrichtet."
Schade nur, dass tschechischen Köchen zuhause noch der rechte heimische Kundenstamm fehlt. Denn neben den Touristen sind noch nicht allzu viele Landsleute auf den Geschmack der Delikatessen gekommen, die sich im Schlaraffenland jenseits von Gulasch, Knödeln und fetten Soßen verbergen.