Österreichischer Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl zu Gast in Prag

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Tschechien hat am 28. Oktober seinen Staatsfeiertag gefeiert, im Gedenken an die Gründung der Republik im Jahre 1918. Österreich begeht seinen Nationalfeiertag zwei Tage vorher, am 26. Oktober. Die zeitliche Nähe ist übrigens purer Zufall, Österreich bezieht sich mit diesem Datum nämlich auf die Neutralitätserklärung aus dem Jahr 1955. Anlässlich dieses Feiertages war nun der österreichische Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl zu Besuch in Prag, wo er an den Feierlichkeiten der Botschaft teilnahm und im Dienste der tschechisch-österreichischen Wirtschaftsbeziehungen Kontakte pflegte. Gerald Schubert hat mit ihm gesprochen.

Wenn es um den wirtschaftlichen Austausch zwischen Tschechien und Österreich geht, dann gerät Christoph Leitl fast ins Schwärmen:

"Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Tschechien und Österreich sind einfach exzellent: Jahr für Jahr gibt es zweistellige Zuwachsraten, die Importe und Exporte sind dabei nahezu ausgeglichen. Wir sind wirklich gute Handelspartner."

Die guten Handlesbeziehungen, sagt Leitl, haben auch positive Auswirkungen auf das generelle Verhältnis zwischen beiden Nachbarländern:

"Wirtschaft ist ja nichts Anonymes oder Abstraktes. In der Wirtschaft begegnen sich Menschen, treiben miteinander Handel, tauschen Dienstleistungen aus, realisieren Projekte. Das ist das Faszinierende: Neben der Kultur ist die Wirtschaft das, was die Menschen verbindet und am meisten zum Aufbau einer gemeinsamen Zukunft beiträgt. Politik streitet oft, Wirtschaft überwindet Streit und geht in eine positive Zukunft."

Gerade die Politik ist es aber manchmal, die den Weg in diese Zukunft auch ein stückweit bremst. So hat etwa Österreich im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen Tschechiens darauf bestanden, seinen Arbeitsmarkt vor Bürgern aus den neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union noch für maximal sieben Jahre verschließen zu können. In Österreich, sagt Leitl, hätten manche Menschen Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund der Konkurrenz seitens der neuen EU-Nachbarn. Und schließlich hätte auch Tschechien Übergangsfristen eingeführt, etwa was den Erwerb von Zweitwohnsitzen durch Bürger aus den alten Mitgliedsaaten betrifft.

"Als Wirtschaftskammerchef könnte ich es mir sehr leicht machen. Selbstverständlich: Lieber vorgestern als gestern völlige Freiheit! Als Wirtschaftsvertreter bin ich aber auch verantwortlich für mein Land, und als überzeugter Europäer bin ich auch verantwortlich für Europa. Wenn ich Menschen in ihren Ängsten alleine lasse, dann leiste ich Europa und unserer guten Nachbarschaft keinen guten Dienst."


Ein längeres Gespräch mit Christoph Leitl, dem Präsidenten der Österreichischen Wirtschaftskammer, gibt es demnächst auf Radio Prag.