10 Jahre Radio Freies Europa in Prag
Für viele Menschen sind sie nach wie vor die einzige Möglichkeit, an objektive Informationen zu gelangen: die Sendungen von Radio Freies Europa (RFE). Gegründet 1949 auf Initiative der US-amerikanischen Regierung zur Unterstützung derjenigen Länder, in denen Presse- und Meinungsfreiheit Fremdworte sind, darunter auch die damals kommunistische Tschechoslowakei. Standort des von den USA finanzierten Senders war jahrzehntelang München. Seit dem 8. September 1995, seit genau zehn Jahren also, sendet Radio Freies Europa aus Prag.
"Teils ja, teils nein. Von der politischen Führung schon. Aber wir sind mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden von Kollegen. Wir waren diejenigen, die im Westen gelebt hatten und die armen Journalisten hier mussten mit dem kommunistischen Regime leben. Wir nicht. Das war so ein Teil der Reaktion."
Inhaltlich habe sich an den Sendungen von Radio Freies Europa durch den Umzug von München nach Prag nichts geändert, auch die Zielgruppe sei dieselbe geblieben. Martin Schulz:
"Zielgruppe sind, auf Englisch gesprochen, Opinionmakers und Menschen, die über Politik und ihre Konsequenzen nachdenken und sich irgendwie dafür interessieren."
Radio Freies Europa sendet heute in 19 Ländern der Welt, in 28 verschiedenen Sprachen. In den vergangenen Jahren sind insbesondere persisch und arabisch sprachige Sendungen hinzu gekommen und Länder wie etwa Tschetschenien und Afghanistan. In Kürze steht dem Sender ein weiterer Umzug bevor - von seinem jetzigen Standort oberhalb des Wenzelsplatzes nach Hagibor, in die Nähe des Friedhofs Olsany, wo u.a. Franz Kafka begraben ist. Über den Umzug wird bereits seit Jahren diskutiert, seitdem der Sender nach den Terroranschlägen vom 11. September zum erhöhten Sicherheitsrisiko mitten im Prager Stadtzentrum geworden war. In den Redaktionen von Radio Free Europe sieht man dem Standortwechsel, der voraussichtlich mehrere Jahre dauern wird, gelassen entgegen. Anna Rausova, Pressesprecherin des Senders:
"Wir nehmen das gar nicht so sehr wahr, in welchem Gebäude wir sitzen, weil wir uns vor allem auf unsere Arbeit konzentrieren. Und auf unsere spezifische Aufgabe, Informationen in Länder zu bringen, wo es keine oder nur teilweise Pressefreiheit gibt."