Ein wenig Montessori und strikt zweisprachig: Der neue tschechisch-deutsche Kindergarten in Prag-Vinohrady

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Die Ferienzeit ist zu Ende, am 1. September ist bei den meisten tschechischen Familien wieder der Alltag eingekehrt: Die Eltern gehen arbeiten, die Kinder in die Schule - und die kleinen Geschwisterchen in den Kindergarten. Einige von ihnen in den neuen tschechisch-deutschen Kindergarten in Prag/Vinohrady. Silja Schultheis hat ihn sich auf einem ersten Tag der offenen Tür angesehen und lädt Sie jetzt zu einem kleinen Besuch dorthin ein.

"Also wir möchten kein deutscher Kindergarten sein. Einen deutschen Kindergarten gibt es ja bereits in Prag, der einen ganz anderen Ansatz verfolgt als wir und mehr auf die deutsche Sprache abhebt und wenig tschechische Anreize bietet. Wir haben von Anfang an gesagt: strikt zweisprachig. Und das kommt auch von den Eltern her..."

Dieter Kern ist selber mit einer Tschechin verheiratet, der gemeinsame Sohn Jan wird zweisprachig erzogen. Die Idee, einen bilingualen Kindergarten zu gründen, war für ihn daher stark persönlich motiviert. Gleichwohl scheinen Kern und seine tschechische Kollegin Marketa Frank damit auch eine allgemeine Nachfrage zu beantworten, wie auch der rege Besucherstrom am "Tag der offenen Tür" zeigt. Eine der Mütter, die in das Sokol-Haus gekommen ist, um sich den neuen Kindergarten anzugucken, ist Petra Mancuskova. Ihr Mann, ebenfalls Tscheche, hat als Künstler gerade einige Zeit in Berlin verbracht und ist ganz begeistert von der Stadt. Die Familie überlegt jetzt, dorthin überzusiedeln. Doch nicht nur wegen der Sprache interessiert sich die Mutter für den neuen Kindergarten:

"Wir hatten eine sehr schlechte Erfahrung als unser Sohn drei war, da war er ein paar Tage in einem tschechischen Kindergarten und das war furchtbar. Ich habe ihn dann da wieder rausgenommen und aufgrund dieser Erfahrung noch ein Jahr zuhause gelassen. Und diesmal suchen wir einen Platz für ihn, wo man mehr auf das einzelne Kind eingeht. Ich habe damals den Fehler gemacht, dass ich einfach den nächst besten Kindergarten bei uns in der Nähe genommen hab, und der war einfach richtig schlecht."

Mit einer Gruppe von maximal 15 Kindern zwischen 3 und 6 Jahren nimmt der tschechisch-deutsche Kindergarten am 1. September seinen Betrieb auf, vormittags wird auf deutsch gespielt, gemalt, geturnt, nachmittags auf tschechisch. Welches pädagogische Konzept man hier eigentlich verfolge, wollte eine Mutter wissen. Dieter Kern:

"Wir lassen uns ein wenig inspirieren von der Montessori-Pädagogik, ohne diese jedoch vollständig zu übernehmen. Was mir an dem Montessori-Ansatz gefällt, ist dass man das Kind als vollwertigen Partner nimmt und dass man sagt, dass man dem Kind eine interessante Umgebung bieten muss und es dann selbst zeigen wird, in welche Richtung es sich entwickeln oder wie es spielen möchte."

Interessant genug für die Kinder dürfte die Umgebung des neuen Kindergartens allemal sein: Dadurch dass er sich im Sokol-Haus eingemietet hat, stehen ihm sämtliche Sportstätten des traditionellen Turnvereins zur Verfügung - inklusive Schwimmbad, Ballettraum und Turnhalle. Sogar ein Marionettentheater ist in dem Haus untergebracht. Und nur wenige Meter entfernt, an einer anderen Seite des Rieger-Parks, gibt es einen tschechischen Kindergarten, mit dem man bereits Kontakt aufgenommen hat.

www.kindergarten-prag.cz, www.kachnicka.com