"Der Jock des Bieres" - die Gewinnerbeiträge aus dem Hörerwettbewerb
Beim letzten Hörerforum vor zwei Wochen haben wir es bereits angekündigt: Zum tschechischen Staatsfeiertag Cyrill und Method erwartet Sie heute eine besondere Ausgabe des Hörerforums. Thomas Kirschner hat für Sie die besten und originellsten Antworten aus dem diesjährigen Radio-Prag-Hörerwettbewerb zusammengestellt.
Aber natürlich gibt es nicht nur den Hauptpreis, und deshalb haben wir in der Redaktion unter den deutschsprachigen Einsendungen die zehn originellsten und einfallsreichsten Antworten ausgewählt. Auf eine kleine Anerkennung von Radio Prag können sich - in alphabetischer Reihenfolge - freuen: Fritz Andorf aus Meckenheim, Robert Bamberg aus Bruckmühl, Wolfgang Bruch aus Schwarzenbach, Rainer J. Christoph aus Altenstadt, Gottfried R. Egger aus Gorxheimertal, Marcel Goerke aus Eschweiler, Hermann Heyne-Pietschmann aus Erfurt und Jörn Mucha aus Berg. Gratulation an die Genannten und ein Dankeschön an alle, die bei dem Wettbewerb mitgemacht haben. Unter allen deutschsprachigen Beiträgen am besten gefallen haben uns aber die Einsendungen von Christa Neugebauer aus Rommerskirchen und Wolfgang Lehmann aus Berlin Spandau, der uns ein Gedicht gesandt hat. Beachten Sie die interessante Moral am Ende:
"Bei tschechischem Bier, da denke ich mir, wie schön ist doch Prag, bei Nacht und am Tag. Ich denk an der Moldau langen Strand, wo ich meine Liebe fand. Auch denk ich an den Wenzelsplatz, dort küsste ich einst meinen Schatz. Wir wanderten durch Hradschins schmale Gassen und konnten nicht voneinander lassen. Im ´U Fleku´ kehrten wir oft ein, man braucht da nie allein zu sein. Wir sangen dort immer fröhliche Lieder, ein neues Bier kam immer wieder. Der Urlaub ging schnell vorbei und bald da waren wir dann drei. Es wunderten sich die Onkel und auch die Tanten warum das Kind wir BUDdie nannten!
Und die Moral, das sei gesagt, dass tschechisches Bier dich fruchtbar macht!"
"Unser Sohn studierte in Prag. Seine Telefonate klangen schwärmerisch, wenn er von der Stadt oder vom tschechischen Bier erzählte. Jetzt kam er ein paar Tage auf ´Heimaturlaub´. Sein Koffer schien voller Bücher zu sein, bleischwer war er, und die kleinen Rädchen quietschten zum Erbarmen. ´Fleißiger Sohn, bringt sich Arbeit mit´, dachte die stolze Mutter. Aber weit gefehlt! In den Socken, Pulloverärmeln, Hosenbeinen, zwischen Leibwäsche und Duschzeug steckten 20 Flaschen tschechisches Bier! Glauben Sie mir, wir haben es genossen!"
Der folgende Beitrag erinnert an eine Anekdote aus Friedrich Torbergs "Tante Jolesch", die auch Gottfried Egger in seinem Beitrag aufgegriffen hat. Motto: "Das erste Bier muss zischen!" So hat es jedenfalls Hermann Heyne-Pietschmann aus Erfurt immer gehalten. Er schreibt unter anderem:
"Hier in Erfurt gab es ein schönes Schwimmbad mitten in einem Stadtwald gelegen. Oft habe ich dort ein erfrischendes Bad genommen und es mir auf der Liegewiese gut ergehen lassen. Zwar gab es an einem Getränkestand genügend zu Trinken, doch hielt ich mich absichtlich zurück. Erst auf dem Heimweg holte ich das Defizit nach. Unterwegs befand sich nämlich ein einladendes Restaurant, wo Pilsener Urquell ausgeschenkt wurde. Meine vom vorangegangenen Sonnenbaden ausgetrocknete Kehle lechzte geradezu nach einem flüssigen Labsal. So entschied ich mich kurzerhand gleich für ein großes Glas vom tschechischen Bier. Das war natürlich ein Hochgenuss. So leerte ich das erste Glas im Nu und ein zweites folgte kurze Zeit später. Erst nach dem dritten war mein Flüssigkeitshaushalt wieder ausgeglichen. Natürlich hätte ich auch Wasser trinken können, aber meine Liebe zum tschechischen Bier war nun einmal größer. Das erwähnte Freibad und diese Pilsener Bierstube gibt es leider nicht mehr, doch die Erinnerung an diese Begebenheit ist unauslöschlich."
schreibt Hermann Heyne-Pietschmann, und endet mit einem Reim von ergreifender Bekenntnishaftigkeit:
"Tschechisches Bier, ich muss dich loben, in mir bist du gut aufgehoben!"
Auch Robert Bamberg aus Bruckmühl legt ein Bekenntnis zum tschechischen Bier ab - und das, obwohl er aus Bayern kommt, wo man sich nicht zu Unrecht viel auf die eigene Brautradition zu Gute hält. In seinem Beitrag greift er ein bekanntes tschechisches Sprichwort auf:
"Kde se pivo vari, tam se dobre dari!"
- Wo man Bier braut, da lässt sich´s gut leben! - "Und so halte ich es auch, wenn ich meine tschechischen Freunde in Prag besuche. Ich komme zwar aus Bayern, wo wahrlich kein schlechtes Bier gebraut wird, aber so Leid es mir für meine bayrischen Brauer tut, das beste Bier gibt es in Tschechien!"
In hymnischer Vollendung formuliert dies Rainer J. Christoph aus Altenstadt:
"Tschechisches Bier ist das Manna in der Mitte Europas am Ende eines jeden ereignisreichen Tages in diesem herrlichen Nachbarland. Die Dunkelheit seiner Farbe erinnert an das Unergründliche der Seele und sein lockerer Schaum an die Leichtigkeit und Unbeschwertheit, hat man einmal die Freundschaft unserer Nachbarn erfahren."
Bei unserem Streifzug durch Ihre Wettbewerbsbeiträge soll schließlich nicht unerwähnt bleiben, dass sich auch unserer Vorjahressieger Helmut Matt aus Herbolzheim mit einem langen Aufsatz beteiligt hat - und das, obwohl er sich wohl ausrechnen konnte, dass seine Chancen diesmal eher schlecht stehen. Aber gerade das zeugt von echtem Sportsgeist!
Und wie überall fanden sich auch unter den Wettbewerbseinsendungen einige Kuriositäten - etwa der Beitrag von Marcel Goerke aus Eschweiler, der gar kein Bier mag, aber mit Hingabe Bierdeckel sammelt. Sein Bekenntnis war uns ein Platz unter den ersten Zehn wert! Überrascht haben uns außerdem eine Reihe von Einsendungen aus Jordanien. Die kuriose Sprache deutet darauf hin, dass die Texte mit einem Computerprogramm ins Deutsche übersetzt wurden, nichtsdestotrotz gibt es Passagen von großer Ausdruckskraft, auf die etwa der österreichische Groteskdichter Ernst Jandl zu Recht neidisch gewesen wäre. So schreibt etwa Marwan Alhussayn aus dem jordanischen Amman:
"Dies war ein dickes hoppy, malty Lagerbier, ist das groß mit rotem Fleisch! Um es in die Begriffe zu stellen, die jeder verstehen kann, die Finsternis von Wink und Heineken Finsternis können nicht halten den Jock dieses Biers!"
Auf den "Jock des Bieres" konzentrierte sich zu guter Letzt auch Andrea Knobelspies aus Orsingen-Nenzingen, die in ihrem Beitrag ohne Umschweife auf den Punkt kommt. Auf die Frage, was ihr einfällt, wenn sie an tschechisches Bier denkt, antwortete Frau Knobelspies:
"PILS!!"
Und das ist bestimmt keine schlechte Antwort! - Der Hörerwettbewerb ist damit für dieses Jahr beendet, die Möglichkeit, uns zu schreiben, haben Sie aber natürlich weiterhin. Schicken Sie Ihre Post an Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik oder per E-Mail an [email protected]. Ich freue mich auf Ihre Post und wünsche mir und Ihnen ein gutes Wiederhören beim nächsten Hörerforum in 14 Tagen. Bis dahin, seien Sie gegrüßt von Ihrem Thomas Kirschner.