Unterschlagung: Flüchtiger Milliardär Krejcir setzt sich vermutlich ins Ausland ab
Einen schwarzen Tag erlebte die Tschechische Polizei am Samstag. Der zwielichtige Geschäftsmann Radovan Krejcir konnte nach seiner Verhaftung in Prag aus dem Polizeigewahrsam fliehen - durch ein Toilettenfenster seiner Villa. Vorgeworfen werden dem Milliardär neben Unterschlagungen im größten Stil auch die Vorbereitungen zu einem Mord. Krejcir ist bis zur Stunde flüchtig. Thomas Kirschner berichtet.
"Gewisse Spuren konnten sichergestellt werden. Leider weisen sie darauf hin, dass sich Herr Krejcir möglicherweise bereits im Ausland befindet. Diese Affäre wird einige Auswirkungen vermutlich disziplinarischer Art haben, und womöglich gibt es auch Änderungen in der Abteilung, die die Aktion ausgeführt hat."
Die Polizei war für Krejcir kein neuer Gast: Bereits 2002 saß der Geschäftsmann wegen Unterschlagung zum ersten Mal in Haft. Zahlreiche weitere Beschuldigungen im Gesamtumfang von mehreren hundert Millionen Kronen sind noch in der Schwebe oder konnten nicht eindeutig nachgewiesen werden. Bei der Hausdurchsuchung wurde nun Bargeld im Wert von mehreren Milliarden Kronen gefunden, darunter auch Falschgeld. Vorgeworfen wird Krejcir abermals Unterschlagung in großem Umfang sowie die Vorbereitung zur Bildung einer kriminellen Vereinigung. Außerdem soll er im Zusammenhang mit Finanzschiebereien einen Mord geplant haben.
Scharfe Kritik gibt es gegen das Vorgehen der Polizei, die zwar die Bevölkerung um Mithilfe bat, andererseits aber nicht einmal das Kennzeichen des Fluchtwagens mitteilte. Vaclav Laska, ein ehemaliges Mitglied der tschechischen Antikorruptions-Einheit, hält die gewählte Strategie für ungeeignet."Die Polizei hat auf die Flucht mit einer absoluten Nachrichtensperre reagiert. Ich glaube nicht, dass das gut ist. Denn die Öffentlichkeit versteht das natürlich so: Die Polizei hat eine Pleite erlebt und überlegt jetzt, wie sie das wieder geradebiegen kann, und deshalb redet sie mit uns nicht. Im Hinblick auf eine Schadensbegrenzung für das Image der Polizei wäre es im Gegenteil besser, die Öffentlichkeit so schnell wie möglich zu informieren, wo der Fehler passiert ist und wer dafür die Verantwortung trägt. Und in diesem Fall kann es eigentlich schon gar nicht mehr um Maßnahmen gehen, ähnliches in Zukunft zu verhindern - es handelt sich um eine so große Unglaublichkeit, das darf sich einfach nicht wiederholen."
Premierminister Paroubek hat in einer Erklärung bereits harte Konsequenzen für die Verantwortlichen bei der Polizei angekündigt. Die stehen derzeit in keinem guten Licht. Denn schon vor Jahren waren bei Krejcir unter anderem auch geheime Ermittlungsunterlagen der Polizei gefunden worden.