Fall Krejcír: Köpferollen bei der tschechischen Polizei

Ex-Polizeipräsident Jirí Kolár (Foto: CTK)
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In den höchsten Kreisen der tschechischen Polizei begann am Mittwoch das große Köpferollen. Die Vorgeschichte: Am Samstag war, wie Radio Prag berichtet hat, der Milliardär Radovan Krejcír wegen Unterschlagungen im großen Stil und wegen der Planung eines Mordes verhaftet worden. Unmittelbar danach aber konnte er während einer Hausdurchsuchung in seiner Luxusvilla der Polizei entwischen - angeblich durch das Toilettenfenster. Die Frage, ob die Beamten bestochen wurden oder "nur" höchst unprofessionell gehandelt haben, beschäftigt derzeit die Republik. Polizeipräsident Jirí Kolár ist am Mittwoch jedenfalls zurückgetreten, und auch an anderen Stellen des Sicherheitsapparats gibt es erste Konsequenzen. Gerald Schubert berichtet:

Innenminister Frantisek Bublan  (Foto: CTK)
Die Hausdurchsuchung am Samstag erinnerte mehr an eine Exkursion in eine Luxusvilla und nicht so sehr an einen professionellen Polizeieinsatz, sagt der tschechische Innenminister Frantisek Bublan im Zusammenhang mit der jüngsten Pleite im Fall Krejcír. Alle beteiligten Beamten wurden mittlerweile vom Dienst suspendiert.

"Ich schließe nicht aus, dass einige den Polizeidienst ganz verlassen müssen oder sogar strafrechtlich verfolgt werden", so Innenminister Bublan.

Den Chef der Antikorruptionseinheit der Polizei und auch dessen Stellvertreter hat Bublan ebenfalls von ihren Posten abgezogen. Am meisten Aufsehen erregte aber der Rücktritt von Polizeipräsident Jirí Kolár:

"Der Polizeipräsident wird vom Innenminister mit Zustimmung der Regierung ernannt und auch abberufen", so Kolár. Daher brauche er auch das volle Vertrauen der Regierung. Premierminister Jirí Paroubek habe jedoch die Qualität seiner Amtsführung angezweifelt. Daher der Entschluss zum Rücktritt.

Ex-Polizeipräsident Jirí Kolár  (Foto: CTK)
Paroubek selbst, der sich zurzeit zu einem Arbeitsbesuch in Japan aufhält, kommentierte den Rücktritt von Kolár aber zurückhaltend:

"Ich glaube, dass das vor allem eine Blamage für den Chef der Antikorruptionsabteilung war. Aber wenn auch der Polizeipräsident seine Konsequenzen zieht, dann weiß er wahrscheinlich, warum er das tut. Ich schätze seine Entscheidung."

Der flüchtige Krejcír hat sich mittlerweile offenbar ins Ausland abgesetzt. Immerhin: Bei der Hausdurchsuchung wurde Bargeld in Höhe von fünf Milliarden Kronen, das sind etwa 165 Millionen Euro, sichergestellt. Und auch zu dem angeblich vorbereiteten Mord weiß man inzwischen mehr: Angeblich wollte Krejcír einen Zollbeamten bestechen, um diesen für eine größere Geldschieberei einzuspannen. Der Beamte sollte aber nach vollendeter Tat ermordet werden. Ein Mann, der angeblich als Kontaktperson zu dem Zöllner diente, das Vorhaben aber verraten hat, ist derzeit unauffindbar, heißt es. Einiges deute aber darauf hin, dass er gemeinsam mit seiner Familie unter geheimem Polizeischutz steht.