Auch nach niederländischem Nein: Tschechische Regierung für EU-Verfassung
In der Tschechischen Republik wird seit Monaten eine besonders intensive Debatte rund um den Europäischen Verfassungsvertrag geführt. Kontroverse Aspekte des Dokuments, das von der Regierung eindeutig befürwortet und von der Opposition radikal abgelehnt wird, fanden im ohnehin angespannten politischen Klima einen fruchtbaren Boden für heftige Auseinandersetzungen. Die Referenden in Frankreich und den Niederlanden haben die Diskussion weiter angeheizt, aber auch neue Töne zum Vorschein gebracht. Gerald Schubert berichtet:
Dieser hatte bereits früher die Ansicht geäußert, dass eine sofortige Ratifizierung der Verfassung in allen 25 EU-Staaten von vornherein unrealistisch gewesen sei. In den Staaten, die das Dokument zunächst ablehnen, könnte zu gegebenem Zeitpunkt ein zweiter Anlauf unternommen werden, meint Paroubek.
Anders sieht das freilich die EU-kritische Opposition, die an der Verfassung ohnehin kaum ein gutes Haar lässt. Der Vertrag sei tot, heißt es etwa aus den Reihen der konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS), die Fortsetzung des Ratifizierungsprozesses sei sinnlos. Präsident Václav Klaus, der in den letzten Monaten als einer der heftigsten Verfassungskritiker Europas von sich reden gemacht hatte, fühlt sich durch die Referenden in Frankreich und den Niederlanden ebenfalls bestätigt. Selbst der EU-skeptische Klaus sieht jedoch die Union nicht grundsätzlich in Frage gestellt:
"Ich glaube, die Leute kritisieren einfach den Versuch, die Vereinheitlichung Europas auf so unnötige Weise zu beschleunigen. Darüber, ob es eine Europäische Union geben soll, und darüber, ob in ihr weitere vernünftige und segensreiche Prozesse stattfinden sollen, darüber haben die Wähler in Frankreich und in den Niederlanden meiner Meinung nach kein Wort gesagt."Diese überraschend EU-freundlichen Töne könnten signalisieren, dass sich die Diskussion in Tschechien nun mittelfristig vielleicht sogar entspannt. Zurzeit wird hier aber noch heftig weiterdiskutiert. Etwa darüber, ob die heimische Informationskampagne zur Verfassung vorläufig unterbrochen werden soll oder nicht. Die Regierung beschloss am Mittwoch: Sie wird fortgesetzt. Dabei ist die Tschechische Republik das letzte Land, in dem noch nicht einmal entschieden wurde, ob es überhaupt ein Referendum geben soll.