Im Mährischen Karst wurde älteste Zeichnung Tschechiens entdeckt
Wissenschaftler haben vor kurzem herausgefunden, dass die älteste Zeichnung auf dem Gebiet der Tschechischen Republik vor 7000 Jahren entstanden ist. Die Zeichnung befindet sich in der Hauptkuppel der Katharinenhöhle im Mährischen Karst.
„Meine Kollegen und ich haben darauf ziemlich lange gewartet. Im ungarischen Debrecen hat man uns auf die Folter gespannt, bis wir die Datierung erhielten.“
Die Datierung wurde anhand der Radiokohlenstoffmethode ermittelt. Das war notwendig, weil es sich um eine Zeichnung mit Kohlenstoff handelte. Konkret sind es schwarze Linien auf massivem Stein, dem wegen seiner faltigen Oberfläche der Kosename „Gehirn“ gegeben wurde. Das Gesamtbild wurde wahrscheinlich durch die gezeichneten Linien zu einem Kultobjekt in der Steinzeit vervollständigt. Warum ist es aber zum Beispiel keine Zeichnung eines Tieres oder Menschen? Martin Golec erklärt:
„Es handelt sich um ein Werk, das erst nach dem Paläolithikum, also der Altsteinzeit entstanden ist. Damals verschwanden die prächtigen Zeichnungen, die wir etwa aus der Höhle von Altamira in Spanien kennen. In der Mittel- und Jungsteinzeit wurden viel einfachere Zeichnungen angefertigt. Man muss sich nur die Keramik dieser Epochen anschauen, da ist nichts Reales mehr zu sehen. Die Menschen von damals zeichneten keine menschlichen Körper oder bildeten ihre Götter ab. Alles war vielmehr kodiert in verschiedenen geometrischen Linien, die schwer zu entschlüsseln sind. Ich würde sogar behaupten, dass wir sie zu 99 Prozent nicht verstehen. Und die Linien auf dem Stein sind genau aus dieser Zeit.“Den bisherigen Rekord hielt eine weitere Malerei aus dieser Höhle, ihr Alter wurde auf der Basis von Laboranalysen auf 6200 Jahre bestimmt. Die Linien auf dem „Gehirn“ aber wurden auf einen Zeitpunkt vor 7000 Jahren datiert. Die Besucher der Höhle können den Stein, der in etwa je einen Meter lang und breit ist, auf dem Rückweg der Führung auf der linken Seite sehen. Er liegt knappe fünf Meter vom Höhlenweg entfernt.
Der Archäologe Martin Golec ist jedoch überzeugt davon, dass die Katharinen-Höhle und die Höhlen in der nahen Umgebung noch längst nicht alle ihre Schätze preisgegeben haben. Dieser Ort ist daher für die Speläologen zu einem imaginären Labor geworden:
„Im Portal der Höhle haben wir die Spuren von gleich mehreren Zeitaltern gefunden. Die Splitter verweisen auf eine Kultur nach der anderen ab der Steinzeit. Der Eingang wurde bewohnt von Jägern und später von Ziegen- oder Schafshirten, denen der Hauptdom vermutlich als Tempel diente. Diese Menschen kamen immer wieder hierher. Uns ist es bereits gelungen, vier Epochen zu entdecken: das erste und zweite Neolithikum, die erste Hochkultur mitsamt ihrer ersten Zeichnung hier in Tschechien und das Mittelalter.“In einem Seitengang der Höhle habe er zudem noch ganz andere Zeichnungen entdeckt, bemerkt Golec:
„In diesem Gang sind sehr interessante Zeichnungen, die möglicherweise eine menschliche Gestalt andeuten. Sie bestehen aus senkrechten Linien, und darunter sind Gabeln, die auf die Füße zeigen. Doch diese Zeichnungen können wir zeitlich noch nicht zuordnen. Es bleibt eine Detektivarbeit, die wohl noch eine längere Dauer in Anspruch nehmen wird. Aus anderen europäischen Höhlen wissen wir mit Sicherheit, dass zu gewissen Zeiten menschliche Gestalten auf diese Weise dargestellt wurden.“