Vor 300 Jahren betrat erster Mensch den Grund der Macocha-Senke im Mährischen Karst

Karel Absolon (2. von rechts) auf dem Grund der Macocha

Macocha ist eine 138,5 Meter tiefe Sinkhöhle im Mährischen Karst. In diesem Jahr ist es genau 300 Jahre her, dass der Mönch Lazarus Schopper als erster Mensch in den Abgrund hinabgestiegen ist. Der Mährische Karst ist auch heute noch ein beliebter Ort für Höhlenforscher.

Punkva-Fluss  | Foto: Archiv des Mährischen Landesmuseums

Der durch den Einsturz eines großen Höhlendoms entstandene Abgrund Machocha im Mährischen Karst ist mindestens seit dem 16. Jahrhundert bekannt. 1723 betrat Lazarus Schopper, der Provinzial des Minoritenklosters in Brno / Brünn, als erster Mensch den Grund des Karstlochs. Er stieg an einem Hanfseil in den tiefsten damals bekannten Abgrund der Welt hinab. Ende September wurde Schoppers Abstieg in die Tiefe nachgestellt. Das geschah anlässlich der Konferenz „Der Karst, die Höhlen und die Menschen“ zum 45. Gründungsjubiläum der Tschechischen Gesellschaft für Speläologie. Antonín Chaloupka war Organisator der Veranstaltung:

„Wir lassen unseren Kollegen nicht an einem Hanfseil hinab, sondern an einem Kletterseil. Nicht zu sehen ist aber, dass er dabei einen Klettergurt trägt. Dieser bleibt unter seiner Kutte verborgen.“

Punkva-Höhlen | Foto: Michala Janochová,  Tschechischer Rundfunk

Nach Schoppers Abstieg im Jahr 1723 fanden bis 1900 insgesamt zwölf Abstiege statt, die schriftlich belegt sind. Der Karstforscher Karel Absolon machte die wichtigsten Entdeckungen in diesem Teil des Mährischen Karsts. Er betrat 1901 den Machocha-Abgrund, 1914 fand er den Verbindungsweg zu den Punkva-Höhlen und machte dadurch den Grund des Karstlochs für die Besucher zugänglich. Heute ist Macocha eine der größten Touristenattraktionen in Mähren, rund 1200 Besucher passieren täglich seinen Grund.

Jan Lenart | Foto: Michal Šafařík,  Tschechischer Rundfunk

Gleichzeitig birgt das Höhlensystem noch viele Geheimnisse und wird von Speläologen erforscht. Ihre Methoden unterscheiden sich von denen ihrer Vorgänger. Laser, Drohnen und spezielle Atemgeräte helfen ihnen dabei. Vor dem Betreten einer Höhle stelle man fest, ob es darin giftige Gase gebe, schilderte der Vorsitzende der Tschechischen Gesellschaft für Speläologie, Jan Lenart, im Inlandssender des Tschechischen Rundfunks:

Erforschungsgeräte für Speläologie | Foto: Michal Šafařík,  Tschechischer Rundfunk

„Das Gerät zeigt einen Sauerstoffgehalt von 21 Prozent an, das ist gut. Es weist auch auf Kohlendioxid hin, also ein nicht atembares Gas, das für Höhlenforscher recht gefährlich ist, sowie auf Schwefelwasserstoff. Dieses Gas kommt nur selten in Höhlen vor, es ist eher in alten Bergwerken vorhanden.“

Der Laser-Entfernungsmesser | Foto: Michal Šafařík,  Tschechischer Rundfunk

Zur Erforschung und Erstellung von Karten des Höhlensystems dienen computerisierte Methoden. Jan Lenart zeigt einen speziell modifizierten Laser-Entfernungsmesser:

„Für Höhlenforscher wird ein separater Chip für dieses Gerät hergestellt, der neben dem Entfernungsmesser auch einen Kompass und einen Neigungsmesser enthält. Zudem kann dieses Gerät über Bluetooth kommunizieren.“

Punkva-Höhlen | Foto: Zdeněk Truhlář,  Tschechischer Rundfunk

Außerdem setzen die Höhlenforscher Drohnen ein.

„Sie sind sehr klein und anfällig für jede Art von Luftzug, so dass sie schwer zu steuern sind. Aber ich denke, dass diese Drohnen in Zukunft auch mit Luftzug zurechtkommen werden.“

Zdeněk Motyčka | Foto: Michal Šafařík,  Tschechischer Rundfunk

Die Karst- und Höhlenforschung trägt nicht nur dazu bei, diese unterirdische Welt den Touristen zugänglich zu machen. Sie ist heute ein interdisziplinäres wissenschaftliches Feld. Wozu ihre Ergebnisse dienen können, erläutert Zdeněk Motyčka, Vizepräsident der Internationalen Union für Speläologie:

„Die Karstgebiete bedecken etwa 20 Prozent der Landmasse der Welt. 13 Prozent der Trinkwasservorräte stammen aus diesen Karstgebieten, so dass viele Millionen Menschen davon abhängig sind. Speläologen erforschen, wie die Karsthöhlen verlaufen und welche Einflüsse es darin gibt.“

Macocha-Schlucht im Mährischen Karst | Foto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International

www.caves.cz

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Autoren: Markéta Kachlíková , Michal Šafařík | Quelle: Český rozhlas
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