Städtetrip nach Prag in Corona-Zeiten: Wie sehen Deutsche die Lage?
Seit 15. Juni kann die deutsch-tschechische Grenze wieder uneingeschränkt passiert werden. Das war sicher auch der Startschuss für viele deutsche Urlauber, einen Städtetrip nach Prag zu planen. Radio Prag International hat sich in der Prager Altstadt umgehört. Wir wollten wissen, welchen Einfluss Corona auf die Urlaubsplanung der Deutschen hat, und wie die Besucher die Corona-bedingten Einschränkungen in der tschechischen Hauptstadt empfinden.
Navid und Nioushah besuchen mit ihren Kindern Avissa und Davin Prag. Und egal ob mit oder ohne Corona: Die Kinder genießen die Reise in die tschechische Hauptstadt sehr. Die Familie aus Kerpen bei Köln ist für vier Tage in Prag. Geplant war der Sommerurlaub der Familie aber eigentlich anders, erzählt Nioushah.
„Wir wollten immer mal nach Prag, aber eigentlich nicht dieses Jahr. Wir wollten eigentlich woanders hin, eine etwas fernere Reise machen. Die ist dann ins Wasser gefallen und jetzt sind wir in Prag gelandet.“
Familienvater Navid wird da noch etwas konkreter:
„Die Reise nach Prag war wirklich Corona-bedingt. Wir hatten eigentlich gar nicht vor hier herzukommen, sondern unsere Flüge sind storniert worden. Wir wollten eigentlich nach Marokko.“
Eine Mundschutzpflicht besteht in Prag aktuell nur noch in der Metro. Lars aus Bremerhaven und Janina aus Hamburg sind eigentlich auf Urlaub in der Sächsischen Schweiz. Doch für einen Tagestrip haben sie Prag angesteuert:
„Wir haben vorher noch geguckt, ob man einfach so über die Grenze kommt und wie die Situation mit dem Mundschutz ist. In den Nachrichten hatten wir gehört, dass es hier aktuell relativ liberal sein soll und die meisten Pflichten aufgehoben wurden - außer der Mundschutzpflicht in den öffentlichen Transportmitteln. Ich finde es ein etwas befreiend, wenn die Leute hier ohne den Mundschutz unterwegs sind.“
Erik und Tina machen eine Rundreise mit dem Motorrad. Sie wollen anschließend noch weiter nach Karlovy Vary / Karlsbad. Für Erik aus Dresden sind die gelockerten Maßnahmen noch etwas gewöhnungsbedürftig:
„Es ist für mich schon ein kleiner Kulturschock, weil ich aus einer empfindlichen Ecke komme - der Gastronomie. Dort wird Corona ja noch sehr ernst genommen. Und dann ist es schon ein drastischer Unterschied, wenn man nach Tschechien kommt das hier quasi keinen Einfluss auf den Alltag hat.“
Die Urlauber haben insgesamt das Gefühl, dass die tschechische Hauptstadt noch nicht mit Touristen überfüllt ist.
„Es ist schon deutlich luftiger in den Straßen, und man kann ein bisschen entspannter die Sachen anschauen. Das ist schön“, findet Tina aus Hamburg.
Auch der Kerpener Navid schließt sich dieser Meinung an:
„Wir fühlen uns gut aufgehoben in Prag. Es sind nicht viele Touristen unterwegs und nicht viele Leute auf der Straße, das merkt man.“
Die befragten Urlauber übernachten im Übrigen alle in Ferienwohnungen. Die Hotels in Prag wiederum sind nach einer Studie am zweithärtesten in Europa von der Coronakrise getroffen worden. Deutsche stellen regelmäßig die größte Gruppe ausländischer Touristen in Prag. 2018 kamen sogar erstmals über zwei Millionen Besucher aus dem Nachbarland hierher.