Bauliche Altlasten: Der Spanische Saal der Prager Burg wird vom Asbest befreit
Der Spanische Saal auf der Prager Burg hat sich in eine Baustelle verwandelt. Es mussten Dutzende Tonnen Asbest abgetragen werden, die aus Umbaumaßnahmen der 1970er Jahre stammen. Und was haben die Rolling Stones mit der Beleuchtung im Saal zu tun?
Es ist der größte repräsentative Raum der Prager Burg. Den Spanischen Saal im Nordflügel der Anlage charakterisieren weiße und goldene Verzierungen – wenn sie nicht gerade mit Folien verhängt sind. Im Saal finden derzeit nämlich Restaurierungsarbeiten statt. Unter anderem wird der Fußboden erneuert, denn unter ihm wurden mehrere Tonnen Asbest entdeckt.
„Da der Fußboden zuletzt in den 1970er Jahren ausgetauscht wurde, ist es irgendwie logisch. In dieser Zeit hat man Asbest noch ab und zu als Isolationsmaterial eingesetzt“,
so der Sprecher der Burgverwaltung, Jan Pastor. Von dem Material, das mit Asbest durchsetzt war, wurden insgesamt 150 Tonnen abgetragen. Damit war der ursprüngliche Bodenbelag nicht mehr zu retten und landete auf dem Müll. Am neuen Parkett nach altem Vorbild arbeitet Michal Pokorný:
„Die Besonderheit dieses Fußbodens ist das Parkett Wiener Kreuz, das in früheren Zeiten benutzt wurde. Wir kehren damit zur ursprünglichen Gestaltung zurück.“
Viel Geduld für ihre Restaurierungsarbeiten brauchen die Vergolderinnen. Sie müssen mit Bedacht alte Beschichtungen entfernen und ausbessern:
„Wir kümmern uns um alles, was hier und in den benachbarten Sälen vergoldet ist. Dabei arbeiten wir mit gewöhnlichem Schmirgelpapier, ganz vorsichtig und Stück für Stück.“
Mit dem leuchtenden Edelmetall ist der Saal reich verziert. Laut Jan Pastor wurde einst für die Spiegel und die Türen sogar echtes Gold verwendet. Zur Erneuerung wird auf die betreffenden Flächen jetzt Metallfolie aufgetragen. Allein für die Stuckverzierung haben die Gold-Expertinnen bereits 4500 Folienstücke verarbeitet.
Die Kosten des Umbaus belaufen sich auf insgesamt fast 35 Millionen Kronen (1,3 Millionen Euro). Aber nicht nur Parkett und Goldschichten werden im Saal ausgetauscht, sondern auch um die 2000 Glühbirnen. Etwa 20 Kronleuchter fallen dem Besucher sofort ins Auge, wenn er den Spanischen Saal betritt. Betrieben werden sie von einem modernen System, das auf die Rolling Stones zurückgeht. Jan Pastor gibt die Anekdote zum Besten:
„Im Jahr 1995, als die Rolling Stones im Strahov-Stadion spielten, schenkten sie Václav Havel ein System zum Dimmen der Beleuchtung. Dazu gehörte auch eine Fernbedienung, mit der das Licht angeschaltet, gedimmt oder erhellt, also seine Intensität eingestellt werden konnte.“
Die Technik ist heute noch funktionstüchtig. Hell erleuchtet wird der Spanische Saal für gewöhnlich, wenn Staatspräsident Miloš Zeman etwa zu einem Wohltätigkeitsball einlädt. 770 Gäste finden in dem Raum Platz. Eigentlich hatte er aber eine andere Funktion, so Pastor:
„Ursprünglich wurde der Bau an der Wende zum 17. Jahrhundert für die Skulpturensammlung des damaligen Kaisers Rudolfs II. errichtet. Erst später diente er repräsentativen Zwecken, was heute noch der Fall ist. In den 1970er Jahren tagte an diesem Ort zum Beispiel auch das Zentralkomitee der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei. Nach 1989 wurden hier in der gemeinsamen Sitzung von Senat und Abgeordnetenhaus zwei Präsidenten gewählt, nämlich Václav Havel und später Václav Klaus.“
Die Bauarbeiten sollen bis November beendet werden. Das Datum, zu dem Miloš Zeman erstmals wieder in den Spanischen Saal zu einer Veranstaltung einladen kann, steht noch nicht fest. Anders als für den Vladislav-Saal, der ebenfalls renoviert wird. Der muss am 28. Oktober für die alljährliche Ordensverleihung durch den Präsidenten fertig sein.