Gewerkschaftsboss sieht Angestellte als Verlierer der Coronakrise
Die Beschäftigten haben laut Josef Středula, dem Vorsitzenden des tschechischen Gewerkschaftsdachverbandes ČMKOS, praktisch keine Hilfen erhalten – außer dem Betreuungsgeld wegen der Schulschließungen.
Středula bewertete am Donnerstag in einem Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks die Hilfsmaßnahmen der Regierung in Prag während der Corona-Pandemie. Laut dem Gewerkschaftsboss ist die Unterstützung für Firmen und Selbständige gut ausgefallen.
Aber selbst die viel gelobte Kurzarbeit biete kaum Sicherheit für die Angestellten, obwohl damit ihre Arbeitsplätze zunächst erhalten blieben:
„Natürlich hilft die Kurzarbeit auch den Angestellten. Doch ihr Lohn reduziert sich um 40 Prozent. Und wenn Hindernisse auf Seiten des Unternehmens bestehen, dann erhalten sie keine Kronen zusätzlich, obwohl die Kurzarbeit aus ihren Steuergeldern bezahlt wird. Das finde ich ungerecht“, so Josef Středula.
Dennoch äußerte der Gewerkschafter die Hoffnung, dass die Hilfsprogramme bis Ende des Jahres verlängert werden und sofort danach eine dauerhafte Version der Kurzarbeit in den Gesetzen verankert sei und – wenn nötig – greifen könne.
Am Mittwoch konnte sich aber das Regierungskabinett noch nicht auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf für die Kurzarbeit einigen. Die Minister streiten derzeit darüber, wie hoch der Ausgleich für den Verdienstausfall sein soll. Das Ministerium für Arbeit und Soziales von Jana Maláčová (Sozialdemokraten) hat 70 Prozent des Nettolohns vorgeschlagen, Finanzministerin Alena Schillerová (parteilos) will aber nur 50 Prozent durchgehen lassen.
Der Gewerkschaftsdachverband ČMKOS hält wiederum sogar 80 Prozent des Nettolohns für angemessen. Erst dann ließe sich von einem Standard-Verdienst sprechen, so Středula im Tschechischen Rundfunk.