Museumspreis: Ausstellung über Kletterwelt im Böhmischen Paradies ausgezeichnet
Die besten tschechischen Museumsprojekte des vergangenen Jahres sind bekannt. Mit dem Hauptpreis im Wettbewerb „Gloria Musaealis“ wurde das Museum des Böhmischen Paradieses in Turnov ausgezeichnet. Und zwar für die neue Dauerausstellung „Klettern – Aus dem Böhmischen Paradies zu den Gipfeln der Welt“. Am Wettbewerb nahmen 60 Museen und Kunstmuseen mit insgesamt 87 Projekten teil.
Das Böhmische Paradies ist malerisch und hauptsächlich von Sandsteinfelsen geprägt. Auch das Museum des Böhmischen Paradieses in Turnov / Turnau wurde in eine imaginäre Felsenlandschaft verwandelt. Eine neue Dauerausstellung dort zeigt, wie früher und heute im Böhmischen Paradies geklettert wurde und wird. Die Museumsleiterin Vladimíra Jakouběová führt die Besucher in das Thema ein:
„Die Ausstellung ist sehr modern gestaltet. Wir hatten Glück, dass die Architekten selbst Kletterer sind. Sie haben im Museum eine Gebirgslandschaft geschaffen. Die Besucher steigen auf einem schiefen Boden hoch zu den Gipfeln. Dies sind jedoch keine Felsimitate, sondern Quader, an denen verschiedene Exponate, Texte und Bildschirme mit Projektionen befestigt sind.“
Die Pläne für die Ausstellung begannen bereits 2011. Auch dank der Hilfe der Öffentlichkeit sei diese dann zustande gekommen, sagte Jakouběová gegenüber Radio Prag International. Denn das Museum habe nur wenige entsprechende Exponate in seinen Sammlungen gehabt:
„Wir haben die Menschen aufgefordert, dem Museum passende Sachen zu leihen oder zu schenken. So entstand eine einzigartige Sammlung. Sie dokumentiert den Klettersport seit dessen Anfängen. Die Menschen haben uns Sachen von ihren Großvätern und Urgroßvätern gebracht, die sie auf Dachböden fanden. Zudem halfen uns Firmen, die modernste Ausrüstung für Kletterer und Bergsteiger produzieren. Die Besucher können also nachverfolgen, wie sich das Klettern im Laufe des 20. Jahrhunderts gewandelt hat. Die Ausrüstung und die Möglichkeiten der heutigen Bergsteiger sind deutlich besser als die ihrer Vorgänger an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.“
Klettern habe in der Region eine lange Tradition, betont Jakouběová. In jeder Familie gebe es heute jemanden, der gerne in die Felsen gehe:
„Wir haben viele Leute aus diesem Umfeld angesprochen, da wir keine Experten auf diesem Gebiet sind. So sind wir mit ehemaligen und aktiven Bergsteigern in Kontakt gekommen. Es hat sich gezeigt, dass dieser Sport in Turnov außerordentlich beliebt ist. Es ist ein Phänomen, das diese Region prägt. So werden hier auch Kurse für Kinder angeboten, und es gibt viele junge Kletterer. Motivation genug ist unsere Natur, denn das Böhmischen Paradies bietet viele Möglichkeiten zum Klettern – das reicht von den Dürren Felsen, über die Prachauer Felsen und die Groß-Skaler Felsenstadt, bis zum Isergebirge.“
Die neue Exposition wurde im September 2019 zugänglich gemacht. Und sie ist bei den Besuchern sofort sehr beliebt geworden:
„Die Besucherzahlen stiegen in den vier Monaten nach der Eröffnung um 20.000 Menschen. Wir hatten gehofft, dass sich der Trend auch in diesem Jahr fortsetzt, wegen der Corona-Maßnahmen sind die Zahlen aber wieder zurückgegangen. Nichtsdestotrotz kamen in den Sommermonaten Juli und August rund 8000 mehr Besucher als im Sommer des Vorjahres. Es freut mich sehr, dass unser Projekt sowohl von Fachleuten, als auch von Besuchern geschätzt wird.“
Die Ausstellung „Klettern – Aus dem Böhmischen Paradies zu den Gipfeln der Welt“ entstand im Rahmen eines grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms. Projektpartner war das Museum im sächsischen Bad Schandau. Dort ist eine kleinere Partnerausstellung mit dem Titel „Kletterwelten im Elbsandstein“ entstanden.