Gurgeltest statt Abstrich: Künstler in Tschechien machen es bereits, Schüler könnten folgen
In mehreren Ländern werden bereits sogenannte Corona-Gurgeltests angewendet. Sie sind einfacher und schonender. In Tschechien wurde ein entsprechendes Verfahren von Wissenschaftlern der Universität in Olomouc / Olmütz entwickelt. Schauspieler und Sänger hierzulande nutzen es bereits, die Schüler könnten vielleicht folgen.
Das Vorgehen ist einfach. Rund 20 Sekunden lang gurgelt man mit Trinkwasser. Dann spuckt man den Inhalt des Mundes in ein Döschen mit einem speziellen Pulver. Und später kann das Gemisch in einem Labor untersucht werden. Die Janáček-Philharmonie in Ostrava / Ostrau ist eine der Institutionen in Tschechien, die diese Tests in einem Probeverfahren bereits nutzt. Dazu Ondřej Daněk, der Manager des Ensembles:
„Die Gurgeltests sind für die Philharmonie deswegen von Nutzen, weil sie schonender sind für die Musiker, die während der Proben und Aufnahmen durch die Nase atmen müssen. Abstriche aus dem Nasen-Rachenraum belasten hingegen den Organismus stärker. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass jeder Musiker selbst zu Hause gemäß der Anleitung gurgeln und die Probe dann mitbringen kann. Man muss also keine Massentests vor Ort machen, sondern alles lässt sich bequem von Zuhause aus regeln.“
In Tschechien haben Mediziner von der Palacký-Universität in Olmütz das Verfahren entworfen. Und die kommerzielle Herstellung ist bereits angelaufen. Das entsprechende Set, das verkauft wird, nennt sich Gargtest.
Auch beim Mährischen Theater in Olmütz ist man am Gurgeln interessiert. Schließlich könnten so Sänger und Schauspieler ihren ohnehin schon stark beanspruchten Rachenraum schonen, sagt der Leiter des Theaters, David Gerneš. Gleichzeitig schränkt er ein:
„Leider hindert uns der finanzielle Aspekt etwas. Zwar verhandeln wir derzeit mit dem Labor in Olmütz über diese Testmethode, zugleich müssen wir die Gelder im Auge behalten.“
Denn der Preis für das gesamte Verfahren liegt im Bereich der gängigen PCR-Tests. Das heißt, es ist deutlich teurer als die Schnelltests.
Dennoch besteht beim Hersteller Intellmed bereits ein Run auf die Gargtests vonseiten tschechischer und internationaler Firmen. Und auch das slowakische Bildungsministerium will diese einsetzen.
„In allen Grundschulen der Slowakei ist das angedacht, inklusive dem Lehrpersonal und weiteren Angestellten. Das ist natürlich ein interessantes Vorhaben, an dem wir gerne teilhaben würden“, bestätigt Lubomír Němec von Intellmed.
Mittlerweile diskutiert man aber auch beim tschechischen Bildungsministerium über den Einsatz der Gurgeltests. Minister Robert Plaga (parteilos) möchte damit vor allem ermöglichen, dass die Abschlussjahrgänge von Grund- und Mittelschulen wieder in die Klassen zurückkehren können. Aneta Lednová ist Sprecherin des Bildungsministeriums:
„Wir haben bereits mehrfach in dieser Sache mit dem Gesundheitsministerium verhandelt. Dazu gehört auch, dass die Krankenkassen die Kosten für die Tests übernehmen sollten. Zugleich sind wir uns bewusst, dass entsprechende Testreihen logistisch schwierig sind. Falls das Gesundheitsministerium dies aber organisieren kann, dann denken wir, dass die Gurgeltests bei einer möglichen Wiedereröffnung der Schulen helfen würden.“
Am Montag äußerte sich Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) dazu. Bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung sagte er, sein Ressort arbeite an einer Lösung. Vor allem sollten mit den Gurgeltests die Abiturjahrgänge wieder in die Klassenräume gelassen werden, so der Minister. Das beträfe rund 100.000 Schülerinnen und Schüler, die dann regelmäßig getestet werden müssten.