Biathlon-WM: Davidová gewinnt im Einzel überraschend Gold
Unverhofft kommt oft. An diese Redewendung fühlte sich auch die deutsche Redaktion von Radio Prag International erinnert, als am Dienstagmittag plötzlich eine Top-Nachricht aus dem slowenischen Pokljuka durch viele Kanäle drang: Bei der dort laufenden Biathlon-WM hatte gerade eine junge Tschechin eine kleine Sensation vollbracht – Markéta Davidová, die neue Weltmeisterin im Einzel der Damen.
„Es bleibt bei null Fehlern, Markéta Davidová hat das WM-Gold zum Greifen nah“, mit diesen Worten kündigte der Reporter des Tschechischen Rundfunks am Dienstagmittag an, dass bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Pokljuka eine Sensation ins Haus steht. Denn wohl noch nie war – aus tschechischer Sicht – eine Null so wichtig wie in diesem Fall. Und die 24-jährige konnte ihre eben vollbrachte Schießleistung selbst kaum glauben, denn vor dem ersten Stockeinsatz zur letzten Runde schaute sie noch einmal etwas ungläubig auf die Schießanlage zurück. Später, als ihr WM-Sieg feststand, sagte sie über diesen Moment:
„Ich muss sagen, dass ich beim Schießen diesmal unglaublich ruhig war, mich hat nichts gestresst. Und als die Scheibe auch nach meinem 19. Schuss fiel, sagte ich mir: ‚Mensch, wenn ich jetzt mit dem letzten Schuss nicht treffe, dann bin ich ein Trottel.“
Diesen Push hat die Biathletin aus dem nordböhmischen Janov nad Nisou / Johannesberg womöglich noch zu ihrem Medaillenglück gebraucht. Denn bei allen vorherigen Rennen in dieser Saison, einschließlich der zwei ersten Frauen-Entscheidungen bei der WM, hatte Davidová am Schießstand regelmäßig gepatzt. Deswegen war sie diesmal besonders zufrieden:
„Ich muss sagen: Heute bin ich am meisten erfreut darüber, dass ich gut geschossen habe. Dass ich dadurch Erste geworden bin ist etwas Unglaubliches und für mich ein schöner Bonus.“
Doch diesen Bonus hat sich die neue Weltmeisterin auch redlich erarbeitetet. Denn am Montag, dem einzigen Ruhetag der Titelkämpfe, trainierte sie mit dem norwegischen Coach Egil Gjelland noch einmal alle Abläufe des Schießens in einer Art Trockenübung. Und auch psychisch fand die Tschechin einen Weg, um den Kopf für die anstehenden Aufgaben wieder freizukriegen:
„Für mich hat ein neues Uni-Semester begonnen. Von daher habe ich mir am Montag ein paar Stunden im Distanzstudium online angehört. Das hat mich eine ganze Weile vom Biathlon abgelenkt und mir möglicherweise auch geholfen.“
Markéta Davidová hat in ihrer Karriere zwar schon ein Weltcuprennen gewonnen sowie im Vorjahr mit der tschechischen Mixed-Staffel WM-Bronze geholt, doch der ganz große Durchbruch bei den Frauen war der Junioren-Weltmeisterin von 2018 bisher nicht gelungen. Dabei schwören all ihre Trainer und Betreuer, dass sie das Zeug dazu habe. Auch Egil Gjelland:
„Ich bin glücklich, denn genau für diese Momente arbeite er mit den tschechischen Biathleten zusammen. Ich habe immer daran geglaubt, dass Markéta ihr Potenzial früher oder später abrufen wird, es war nur eine Frage der Zeit.“
Und solche Momente müssen auch gefeiert werden. Deshalb genoss die neue Einzel-Weltmeisterin zunächst die Siegerehrung:
„Beim Abspielen der tschechischen Hymne habe ich ein paar Tränchen verdrückt, doch ich bin sehr dankbar, dass es so gekommen ist.“
Doch dann wurde sie von ihren Mannschaftskameraden noch in die Luft geworfen, was ihr weniger gefiel. Dieses Ritual war jedoch symbolisch: Binnen weniger Stunden durchlebte die neue Weltmeisterin die Gefühlswelt eines Sportlers – von am Boden zerstört bis himmelhoch jauchzend.