Ikone des Chansons in der Tschechoslowakei: Zum Tod von Hana Hegerová
Im Alter von 89 Jahren ist am Dienstag die Chanson-Sängerin Hana Hegerová in einem Prager Krankenhaus gestorben. Vor einem Monat war sie nach einem Oberschenkelhalsbruch in die Klinik eingeliefert worden.
Hegerová wurde in Bratislava / Pressburg als Carmen Farkašová geboren. Sie besuchte das Konservatorium. Nach dem Studium trat sie in einigen Theatern auf und spielte auch in Filmen. Ihre Karriere als Sängerin habe durch einen Zufall begonnen, erinnerte sich die Künstlerin einst im Gespräch für den Tschechischen Rundfunk:
„Ich fing wegen der Heizkohle zu singen an. Ich wollte gar nicht Sängerin werden. Ich brauchte nur etwas zum Heizen sowie damals einen Staubsauger und einen Kühlschrank. Das war mein Weg zum Gesang. Entschieden hat dies aber eigentlich Janek Roháč.“
Roháč war Regisseur am Prager Theater Semafor. Dort wurde Hegerová zum Star, als sie in den 1960er Jahren begann, in dem Theater Chansons zu singen. Zu ihrem Repertoire gehörten unter anderem Lieder von Edith Piaf. Ab Mitte der 1960er Jahre gab sie Konzerte – und das nicht nur in der Tschechoslowakei, sondern auch im Ausland. Sie trat vor allem in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz auf. Außer in ihrer Muttersprache Slowakisch sang sie auch auf Tschechisch, Deutsch, Französisch, Ungarisch und Jiddisch.
Für Hana Hegerová haben die besten tschechischen Texter Lieder geschrieben, unter ihnen Pavel Kopta, Pavel Vrba und später auch Michal Horáček. Für die Sängerin war der Text sehr wichtig. Wenn sie ins Studio kam, brachte sie ihre Noten immer mit vielen farbigen Notizen mit. Mit blauer Farbe habe sie die Übergänge von der einen zur nächsten Strophe unterstrichen, erklärte sie im Rundfunkgespräch:
„Rot bedeutet, dass ich an dieser Stelle Fehler in der Aussprache mache. Und grün kennzeichnet den Gedanken, den ich zum Ausdruck bringen möchte.“
Mit dem Lied „Levandulová“ erfüllte sich der Traum der Sängerin von einem Schlager, der fast zum Volkslied wurde. Nach dem Album mit dem Titel „Potměšilý host“ (in etwa: „Heimtückischer Gast“) von 1987 konzentrierte sich Hegerová nur noch auf ihre Konzertauftritte.
„Ich habe mein Repertoire, meine Konzerte und mein Publikum. Das liebe ich. Zuletzt ist mir aufgefallen, dass ich während des ganzen Konzertabends, der zwei Stunden lang dauerte, nur ein einziges trauriges Lied gesungen habe.“
Ihre Alben verkauften sich hervorragend. Das Album „Potměšilý host“ wurde vom Label Supraphon sogar Platin-veredelt. 2002 erhielt sie von Staatspräsident Václav Havel die Verdienstmedaille. 2010 nahm sie ihr letztes Album auf, unter dem Titel „Mlýnské kolo v srdci mém“ (in etwa: „Mühlrad in meinem Herzen“). Vor knapp zehn Jahren verkündete die Sängerin das Ende ihrer Konzertkarriere. 2014 verlieh ihr Staatspräsident Miloš Zeman den Masaryk-Orden.