Fußball: FC Arsenal stoppt Slavia Prags Siegeszug in der Europa League
In der laufenden Saison der Fußball-Europa-League hat Slavia Prag starke europäische Mannschaften bezwungen wie Bayer Leverkusen, OGC Nizza, Leicester City und Glasgow Rangers. Wie vor zwei Jahren aber endete die Aufsehen erregende Reise des tschechischen Meisters zwei Runden vor dem Finale. Im Viertelfinalrückspiel unterlagen die Prager am Donnerstagabend im eigenen Stadion dem FC Arsenal mit 0:4.
Während der Dankesbekundungen der etwa 300 Zuschauer, die im Rahmen eines Corona-Pilotprojekts des Gesundheitsministeriums die internationalen Heimspiele der Prager besuchen konnten, war auch Slavias Mittelfeldspieler Lukáš Provod noch überwältigt. Er sprach davon, dass seine Mannschaft auf internationaler Bühne Unglaubliches geleistet habe. Und dass es nicht selbstverständlich sei, wenn ein Team aus dem kleinen Tschechien gleich mehrere „Giganten“ ausschaltet. Im Moment aber überwiege die Enttäuschung über das Ausscheiden, so Provod.
Nach dem Hinspiel vor einer Woche in London, als Slavias Nationalspieler Tomáš Holeš in der Nachspielzeit das Ausgleichstor zum glücklichen 1:1-Endstand gelang, hatten sich die Rot-Weißen nämlich gute Chancen auf das Weiterkommen ausgerechnet. Doch diese Hoffnungen zerstoben am Donnerstag schon bis Mitte der ersten Halbzeit. Binnen sechs Minuten schlossen die Briten drei ihrer schnellen Konter mit Toren durch Nicolas Pépé, Alexandre Lacazette per Foulelfmeter und Bukayo Saka ab. Auch Provod bekannte nach dem Spiel, dass damit die Vorentscheidung zugunsten der Gäste gefallen war:
„Die physische Komponente hat das Spiel nicht entschieden, es war die Qualität des Gegners. Wir müssen anerkennen, dass Arsenal heute eindeutig besser war. Wir haben die Partie leider schon in der ersten Halbzeit vergeigt, indem wir mehrere dumme Fehler gemacht haben. Und beim Stand von 0:3 tut man sich dann unheimlich schwer gegen eine solche Mannschaft.“
Slavia-Trainer Jindřich Trpišovský sah den Hauptgrund für die Niederlage in der fehlenden Kraft seiner Mannschaft im Rückspiel gegen Arsenal:
„Ich muss zugeben, dass unser Tank diesmal leer war. Wir waren einfach nicht in der Lage, uns so gut zu bewegen, wie wir es in der Gruppenphase sowie in den Begegnungen mit Leicester und den Rangers getan haben.“
So konnte dann auch Arsenals Angreifer Lacazette das Ergebnis in der 77. Minute noch relativ mühelos auf das Endergebnis von 0:4 schrauben. Coach Trpišovský wusste spätestens in diesem Moment, dass seine Mannen diesmal den Tribut zahlen mussten für die vielen englischen Wochen, die sie zuletzt bestritten haben:
„Für die Spieler wäre wichtig gewesen, mal eine Woche etwas kürzer zu treten und zwei Tage völlig frei zu haben. So aber sind sie eigentlich nur noch in unsere Kabine gekommen, um sich umzuziehen. Und in jedem Training mussten sie sich sofort auf eine neue Aufgabe vorbereiten. Es ist einfach unmöglich, in kurzer Folge nur schwere Spiele zu absolvieren.“
Dennoch hat Slavia Prag mit seinem kleinen Kader mit überwiegend tschechischen Spielern und ein paar Legionären aus Dänemark und Afrika in Europa Eindruck hinterlassen. Arsenals Torhüter Bernd Leno bezeichnete die Prager vor dem Rückspiel in der Moldaustadt sogar als die „Kometen der Europa League“.
Doch in den Stolz über das Erreichte mischt sich leider ein bitterer Tropfen. Es sind die unschönen Szenen vom Achtelfinalrückspiel in Glasgow. Am Mittwoch hat die Disziplinarkommission Uefa nun ihr Urteil zu den Vorfällen gesprochen. So wird Slavia-Verteidiger Ondřej Kúdela als Konsequenz seiner angeblich rassistischen Beleidigung gegenüber dem dunkelhäutigen Gegenspieler Glen Kamara für zehn Spiele in den Wettbewerben der Uefa gesperrt. Kamara selbst wurde für drei Spiele gesperrt, weil er Kúdela nach der Partie in den Katakomben des Stadions tätlich attackiert hatte. Sein Teamkollege Kemar Roofe wurde für sein brutales Foul an Slavia-Torwart Ondřej Kolář mit einer Sperre von vier Spielen bedacht. Roofe hatte Kolář mit ausgetrecktem Bein in Kung-Fu-Manier im Gesicht getroffen und dem Torhüter dadurch einige Frakturen zugefügt. Trainer Trpišovský zeigte sich im Fall Kúdela geschockt von der Rechtsprechung. So hatte der Slavia-Spieler immer wieder beteuert, Kamara zwar beleidigt zu haben – aber nicht mit rassistischen Worten:
„Für mich ist das ein extremer Präzedenzfall mit Auswirkungen für die Zukunft. Da wird jemand ohne Beweise für ein Vergehen bestraft. Und noch dazu viel härter im Vergleich zu dem, was sich sonst noch in Glasgow abgespielt hat. Das finde ich unglaublich.“