Neues Museum in Prag: Die Geschichte der John-Lennon-Mauer
Die John-Lennon-Mauer ist eine beliebte Sehenswürdigkeit in Prag. Täglich kommen Touristenscharen auf den Velkopřevorské náměstí / Grossprior-Platz auf der Kleinseite, um sich dem berühmtesten Beatles-Mitglied nahe zu fühlen und Botschaften für Frieden und Freiheit zu hinterlassen. Im Juli wurde nun das Museum „The Lennon Wall Story“ eröffnet. Dort wird die Geschichte des Denkmals präsentiert. Für Gründerin Eva Ticháková hat sich damit ein Traum erfüllt.
Nur ein paar hundert Meter entfernt von der John-Lennon-Mauer, unterhalb der Napa-Bar, finden Besucher seit Juli das Museum „The Lennon Wall Story“. Es bietet eine Ausstellung über die Geschichte der Mauer. Schon am Eingang hört man bekannte Klänge von John Lennon. Eva Ticháková ist Gründerin des Museums.
„Ich habe eine Menge Fotos von der Lennon-Mauer und wie sie sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Sie hat eine sehr interessante Geschichte. Wie wir wissen, begann die Lennon-Mauer 1980, als John Lennon ermordet wurde und jemand zum ersten Mal eine Nachricht für den Musiker an die Wand schrieb. Das ist der Anfang der Geschichte. Auf den Fotos kann man sehen, wie sich die Geschichte dieses Ortes entwickelt hat, wie er zu einem Platz wurde, an dem sich Menschen trafen und irgendwie gegen das kommunistische Regime protestierten, das hier bis 1989 herrschte.“
Eva Ticháková verbindet eine persönliche Geschichte mit den Beatles. Bereits in ihrer Kindheit hörte sie die Musik der britischen Rockband und hat ihre Dissertation über das Denkmal für John Lennon geschrieben.
„Ich musste mir einfach ein Thema für meine Dissertation ausdenken, das irgendetwas mit den Beatles zu tun hat. Denn ich bin ein großer Fan von ihnen und habe Tourismus studiert, also wollte ich beide Dinge miteinander verbinden. Irgendwie bin ich auf diese Idee gekommen, weil ich die Lennon-Mauer und die Musik mag. Ich will den Leuten zeigen, was hinter diesem Denkmal steckt.“
Seit 100 Jahren ein Ort für Botschaften
Um die Entwicklung der berühmten Mauer authentisch darzustellen, können sich die Besucher eine 30-minütige Dokumentation mit Augenzeugenberichten und Materialien der letzten Jahrzehnte anschauen. Eva Ticháková hat diesen Film gemeinsam mit Freunden gedreht. Eine ihrer Freundinnen, die sie durch die gemeinsame Leidenschaft zur Musik kennengelernt hat, schenkte dem Museum ihr Beatles-Tagebuch. Als Kind hat sie darin alle Artikel über die Band eingeklebt oder Informationen und Songtexte gesammelt. Außerdem zeigt Eva Ticháková Bücher, Zeitschriften, ein Stück der Original-Mauer aus der Vergangenheit sowie eine an John Lennon gewidmete Gedenktafel.
Eva Ticháková besuchte die Sehenswürdigkeit selbst beim ersten Mal als Touristin und verewigte sich, wie bereits viele Menschen vor ihr…
„Historiker haben herausgefunden, dass erste Inschriften dort bereits in den 1920er Jahren entstanden sind – also lange, bevor die Mauer mit der Friedensbewegung von John Lennon in Verbindung gebracht wurde. Die Menschen gingen an der Mauer vorbei und hinterließen kurze Botschaften an ihr oder an den Wänden der nahegelegenen Straßen auf der Kleinseite. Manchmal schrieben sie Liebesbotschaften oder Gedichte.“
Die zahlreichen individuellen Kunstwerke am Denkmal sorgten aber auch für Unmut. Nachbarn beklagten sich über Vandalismus, Lärm und Kritzeleien an ihren Grundstücken.
„Die Nachbarn beschwerten sich über die Vorgänge, und der Eigentümer musste etwas unternehmen. Das kann man auf den Bildern sehen, die wir hier haben. Es waren einfach zu viele Leute da, zu viel Lärm. Es gab Betrunkene, die von Kneipentouren kamen und einfach Unsinn an die Wand sprühten. Das führte dazu, dass der Besitzer die Wand reinigen und dann offiziell von Dutzenden von Künstlern neu bemalen ließ.“
Neues Erscheinungsbild zum Jubiläum der Samtenen Revolution
Zum 30-jährigen Jubiläum der Samtenen Revolution am 17. November 2019 wurde die John-Lennon-Mauer mit neuem Erscheinungsbild eingeweiht. An der Gestaltung waren sowohl tschechische also auch ausländische Künstler beteiligt. Seitdem gelten aber neue Regeln. Sprühen ist nicht mehr erlaubt, und Botschaften können Touristen nur noch in den dafür vorgesehenen weißen Zonen mit Bleistift, Marker oder Kreide hinterlassen. In Tichákovás Museum gibt es keine Einschränkungen:
„Wir haben hier unterschiedliche Farben. Jeder kann mit seinen Freunden oder alleine kommen, einen Pinsel nehmen und eine Nachricht auf unserer kleinen Lennon-Wand hinterlassen. Aber es ist hauptsächlich zum Spaß.“
Finanziert hat Eva Ticháková ihren Traum mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne, die den Startschuss für das Projekt lieferte. Die Planungen für das Museum dauerten insgesamt zwei Jahre. In der Zukunft möchte die Gründerin im Museum auch Konzerte und Seminare anbieten.
Die Lennon Wall Story ist jede Woche von Freitag (15-20 Uhr) bis Sonntag (11-20 Uhr) geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene kostet 150 Kronen. Weitere Informationen in tschechischer oder englischer Sprache finden Sie unter www.thelennonwallstory.com.