Paralympics: Tschechien hat schon acht Medaillen in Tokio geholt
Die XVI. Paralympic Games in Tokio gehen am Sonntag zu Ende. Noch stehen einige Entscheidungen aus, doch schon heute lässt sich sagen: Das kleine tschechische Paralympic-Team, dem nur 28 Sportlerinnen und Sportler angehören, hat sich bravourös geschlagen. Bis einschließlich Freitag hat es acht Medaillen gewonnen, davon zwei goldene.
Als Šárka Musilová und David Drahonínský nach der Team-Konkurrenz im Bogenschießen die Silbermedaille in Empfang nahmen, hatten sie einen packenden Wettkampf hinter sich. Im Finale gegen die Chinesen lagen sie sogar kurzzeitig in Führung, doch am Ende setzte sich das asiatische Duo mit 138:132 Punkten durch. Trotzdem war Drahonínský mit dem Ergebnis sehr zufrieden:
„Ich denke, dass wir wirklich gut geschossen haben und den Chinesen ebenbürtige Kontrahenten waren. Und das, obwohl unsere Gegner weit bessere Trainingsbedingungen haben. Es ist ganz normal, dass man einem Besseren unterliegt. Ich bin jedoch froh, dass wir heute erst im Finale verloren haben.“
Musilová und Drahonínský hatten im gleichen Wettbewerb vor fünf Jahren in Rio bereits Bronze geholt. Nun hoffen sie, in drei Jahren in Paris auch noch die höchste Stufe des Siegerpodests zu erklimmen. In Tokio gingen beide zudem im Einzel an den Start. Und dafür habe ihm sein Vater noch zu Lebzeiten eine Prophezeiung mit auf den Weg gegeben, verriet Drahonínský:
„Vor zwei Jahren habe ich meinen Vater verloren. Er war schwer krank und hat im Krankenhaus eigentlich nur noch auf seinen Tod gewartet. Davor aber sagte er zu mir, ich hätte das Zeug zum Sieg. Ich bin sehr froh, dass ich eine Medaille gewonnen habe.“
Und die Vollendung der Prophezeiung gelang Drahonínský schon zwei Tage später: Im Einzelwettbewerb beim Bogenschießen wurde er Olympiasieger.
„Eine Goldmedaille bei den Paralympics gewinnt man nicht jeden Tag. Ich hatte mir aber gute Chancen ausgerechnet und bin sehr froh, dass sich die harte Trainingsarbeit der zurückliegenden zwei Jahre nun ausgezahlt hat. Ich will nicht sagen, dass ich das Glück des Tüchtigen hatte. Dennoch war ich von mir überzeugt.“
Das kann der 39-Jährige mit Recht von sich behaupten, denn mit insgesamt zweimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze gehört er jetzt zu den erfolgreichsten tschechischen Paralympioniken überhaupt. Und auch Šárka Musilová kommt mit zwei Medaillen nach Hause, denn im Einzel der Frauen holte sie ebenfalls Silber.
Drei der sieben Plaketten gehen also auf das Konto der Bogenschützen. Von den sechs Startern in der Leichtathletik eroberten zwei jeweils Bronze: Aleš Kisý und Anna Luxová, beide im Kugelstoßen. Der 40-jährige Kisý nahm in diesem Jahr schon zum fünften Male an den Paralympics teil, doch der Sprung aufs Siegertreppchen war neu für ihn. Entsprechend groß war seine Freude:
„Es ist geschafft, endlich! Zweimal habe ich als Vierter die Medaille nur knapp verpasst. Jetzt hoffe ich, dass die Kartoffelzeit zu Ende ist.“
Zu letzterer Aussage muss man wissen, dass man in Tschechien für den undankbaren vierten Platz symbolisch die sogenannte Kartoffelmedaille vergibt. Dieses Gefühl ließ die 24-jährige Anna Luxová gar nicht erst aufkommen. Sie schnappte sie sich schon früher als Kisý das bronzene Edelmetall:
„Ich kann es noch gar nicht fassen, aber es ist natürlich schön, bei meiner dritten Paralympics-Teilnahme Bronze zu gewinnen. Es ist meine erste Medaille überhaupt, und ich bin wohl auch die jüngste Medaillengewinnerin im tschechischen Team. Wen würde das nicht freuen?“
Ebenso freuen können sich auch Adam Peška, der Olympiasieger im Boccia wurde, Arnošt Petráček, der im 50-Meter-Rückenschwimmen Silber erkämpfte, sowie die Tischtennisspieler Jiří Suchánek und Petr Svatoš, die im Doppel Bronze holten. Damit hatte das kleine Team aus Tschechien zwei Tage vor Abschluss der Paralympic Games bereits acht Medaillen erobert – das ist eine mehr als vor fünf Jahren in Rio. Und mit dieser Ausbeute dürfen die Para-Sportler zu Recht stolz sein.