Vogelgesang: immer leiser und monotoner – mit gewissen Ausnahmen in Tschechien
Vögel in Europa und Nordamerika singen einer Studie zufolge leiser und eintöniger als noch vor wenigen Jahrzehnten. Dies kann laut Forschern auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Menschen haben. In Tschechien scheint allerdings die Verarmung des Vogelzwitscherns nicht so massiv zu sein.
25 Jahre lang hat ein internationales Forschungsteam Bestandsdaten und Vogelgezwitscher gesammelt. Die Aufnahmen und Berichte stammen von 200.000 Standorten in 22 Ländern in Europa inklusive Tschechien sowie in den USA und Kanada. Fast überall haben die Lautstärke und die Vielfalt des Vogelgesangs in dieser Zeit abgenommen, wie die Fachleute im Magazin „Nature Communications“ beschreiben. Grund dafür sei, dass der Artenreichtum der Vögel zurückgegangen und die einzelnen Vogelpopulationen geschrumpft seien.
Auch tschechische Forscher waren an der Studie beteiligt. Petr Voříšek von der Tschechischen Ornithologischen Gesellschaft beschrieb gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks die Lage hierzulande:
„In Tschechien gibt es viele Standorte, an denen der Rückgang der akustischen Vielfalt und der Stärke des Frühlingsvogelgezwitschers nicht so ausgeprägt ist. Es gibt sogar Orte, an denen es eine Zunahme gab. Zum Beispiel haben sich an dem Standort, an dem ich selbst seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig den Bestand der Vögel zähle, die Daten sogar verbessert.“
Unter anderem Mönchsgrasmücke, Kernbeißer und Goldammer seien an diesem Standort zu hören, so der Vogelexperte.
Dass das Vogelgezwitscher an gewissen Orten nicht leiser geworden ist, geht unter anderem auf die Zahl der Nachtigallen zurück. Diese steigt hierzulande nämlich an.
„Einige Vogelarten verschwinden, andere werden mehr. Man könnte daher denken, dass eine Stimme durch eine andere ersetzt wird. Entscheidend ist aber der Gesamtumfang der Vogelpopulation, und dieser schrumpft. Deswegen wird das Vogelgezwitscher leiser und monotoner.“
Schuld daran haben unter anderem die hochintensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden sowie der Klimawandel.
Laut der Studie beeinflussen die schwindenden Klänge zudem, wie Menschen die Natur wahrnehmen. Dies habe sogar Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, schreibt das Team um Simon Butler von der University of East Anglia in Norwich. Denn der Gang in die Natur steigere Gesundheit und Wohlbefinden, und daran habe auch das Vogelgezwitscher seinen Anteil.