„Lost in Paradise“ –schweizerisch-tschechische Tragikomödie
Seit Donnerstag läuft in den tschechischen Kinos die überhaupt erste schweizerisch-tschechische Spielfilm-Koproduktion. Der Film heißt „Ztraceni v ráji“ beziehungsweise „Lost in Paradise“ und ist das Debüt der Schweizer Regisseurin Fiona Ziegler.
Eugen oder Evžen ist der Sohn eines tschechischen Emigranten in Bern. Er flieht vor den bürgerlichen Zwängen in der Schweiz nach Prag – in die ursprüngliche Heimat seines Vaters. Dieser war 1968 emigriert und will von seiner eigenen Herkunft nichts mehr wissen. Er ist Schweizerischer als die Schweizer. Eugen versucht stattdessen, in Tschechien Fuß zu fassen. Dafür erntet der Sohn bei seinem Vater, dem Rest der Familie und überhaupt bei den Schweizern nur Unverständnis.
Regisseurin Fiona Ziegler hat in der Tragikomödie zum Teil auch ihre eigene Geschichte verarbeitet – denn sie hat an der Prager Filmhochschule Famu studiert und dafür ihren Platz an der renommierten Hochschule für Diplomatie und internationale Beziehungen in Genf aufgegeben. Sie sagt, sie habe auf ihren zahlreichen Fahrten zwischen Tschechien und der Schweiz immer wieder Menschen mit ähnlichen Biographien getroffen:
„Diese Identitätsfindung oder auch das Zurückkommen und der Versuch, in der Schweiz Akzeptanz zu finden – das sind Themen jener Geschichten, die mir angetragen wurden. Es wurde aber auch zu meinem eigenen Thema, denn plötzlich befand ich mich selbst zwischen den Welten und wusste gar nicht mehr genau, wo ich eigentlich hingehöre. Aus diesem autobiografischen und aus dem historischen Interesse für diese zwei Länder entstand diese Geschichte.“
Besonders schwierig sei dabei die Besetzung der beiden männlichen Hauptrollen gewesen, gesteht Fiona Ziegler. Für die Person des Eugen musste es jemand sein, der Schweizerdeutsch spricht und zugleich überzeugend den Sohn eines tschechischen Emigranten spielt. Er wurde in Dominique Jann gefunden. Das Problem war, dass er im Film auch etwas Tschechisch sprechen musste. Schließlich verliebt er sich gemäß der Geschichte in die Tschechin Anna, gespielt von Hana Vagnerová. Die Schauspielerin sagt, sie habe sich in diese Hürde für ihren Filmpartner gut hineindenken können. Letztlich sei es aber darum gegangen, die besondere Beziehung der beiden glaubhaft darzustellen.
„Das geschieht auf einer Ebene, die auch ohne Worte funktioniert. Da geht es nicht darum, was jemand sagt, ob er einen Akzent hat oder etwa dabei stottert. Das Wichtigste ist die menschliche Bindung, und das hat mit Dominique perfekt geklappt“, so Hana Vagnerová
Eine kleine Entdeckung ist Ivan Pokorný als Eugens Vater Václav. Fiona Ziegler:
„Das Interessante an ihm ist, dass er die Erfahrung der Emigration mitbrachte. Er spielt die von mir sehr überzeichnete und inszenierte Figur des Václav und hat sie sich in Leib und Seele übergehen lassen. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar.“
Entstanden ist das Regie-Debüt als erster Spielfilm in schweizerisch-tschechischer Koproduktion. Für die Produzentin Kristýna Michálek Květová war das eine neue Erfahrung. Weil zwischen beiden Staaten in dem Bereich keine Verträge bestünden, habe man neue Wege beschreiten müssen:
„Die Koproduktion war nur deswegen möglich, weil der Film gemeinsame Themen behandelt, weil Fiona als schweizerische Regisseurin an der Famu studiert hat und die Handlung in beiden Ländern spielt.“
Der Streifen soll demnächst auch in die Schweizer Kinos kommen.