Fülm ab! Komm müt ins Küno!
Das Filmfest präsentiert im Oktober zum 14. Mal die erfolgreichsten Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Frau Polewsky, das Filmfest wird größer in diesem Jahr. Es gibt mehr Filme und mehr Spielorte als bei den vorhergehenden Jahrgängen...
„Ja, das ist richtig. Wir sind dieses Jahr nicht nur in Prag und in Brünn wie in den letzten Jahren, sondern nach einer Pause von ein paar Jahren auch wieder in Pilsen. Dort haben wir im Depo 2015 einen Festivalpartner gefunden. Wir zeigen dort eine Auswahl von sechs Filmen. Zudem gibt es auch einen bayerischen Abend als Abschluss des Pilsner Teils. Außerdem sind wir noch an einem regionalen Spielort, und zwar im Kino Dukla in Jihlava, wo ebenfalls eine Auswahl von sechs Filmen gezeigt wird.“
Welche sind die thematischen Schwerpunkte des diesjährigen Festivals?
„In diesem Jahr gibt es mit über 50 Streifen eine Rekordanzahl von Filmen. Wir zeigen diese in acht thematischen Sektionen. Das ist einmal das ‚Filmfest Spezial‘, die Sektion ‚Rebellion und Revolte‘, anlässlich des 30. Jahrestags des Falls des Eisernen Vorhangs die Sektion ‚Es war einmal im Osten‘, weiter die traditionelle Dokumentarfilmsektion ‚Die Doku‘, dann haben wir im Programm eine Retrospektive zum Schweizer Film- und Theaterschauspieler Bruno Ganz, der leider in diesem Jahr verstorben ist, eine Hommage an Winnetou und Old Shatterhand gibt es in der Sektion ‚Kult Karl May‘ und für die Allerkleinsten die Sektion ‚Bio Junior‘ und noch diverse Blöcke mit Kurzfilmen.“
Bleiben wir bei der Sektion „30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs“. Gibt es viele neue Filme, die sich mit diesem Jahrestag beschäftigen? Oder zeigen Sie auch eine Retrospektive aus der Zeit von damals?
„Das ist ein Mix. Es finden sich dort aktuelle Filme wie zum Beispiel ‚Ballon‘ vom Regisseur Michael Herbig. Dann finden sich dort Filme aus der Produktion der Defa. Und auch der Oscar-gekrönte Film ‚Das Leben der Anderen‘ von Florian Henckel von Donnersmarck, der zufälligerweise der Eröffnungsfilm beim ersten Jahrgang unseres Festivals war. So schließt sich ein wenig der Kreis. Diese Sektion ist ein Mix aus Retrospektive und aktuellem Filmschaffen.“
Was läuft in der Hauptprogrammreihe, also in „Das Filmfest Spezial“?
„In ‚Das Filmfest Spezial‘ sehen Sie wirklich große Streifen, aber auch unabhängige Filme, die thematisch oder auch ästhetisch im Filmschaffen aus unseren drei Ländern hervorstechen. Dazu gehört zum Beispiel der Eröffnungsfilm ‚Der Vorname‘ des Erfolgsregisseurs Sönke Wortmann. Wir haben sehr viele Komödien im Programm, auch in dieser Sektion: Ein Publikumshit in Österreich war zum Beispiel ‚Love Machine‘. Außerdem zeigen wir die postmoderne Komödie in Pastelltönen ‚Das melancholische Mädchen‘ über Depressionen, den Schweizer Thriller ‚Der Läufer‘ nach der wahren Geschichte eines Marathonläufers. Außerdem möchte ich den Film ‚Ich war zuhause, aber‘ von Angela Schanelec erwähnen, die als Bestandteil der sogenannten Berliner Schule gesehen wird.“
Eine Sektion im Programm ist dem Schweizer Schauspieler Bruno Ganz gewidmet, der im zurückliegenden Jahr verstorben ist. Wir erinnern Sie an ihn?
„Wir zeigen einige Filme mit Bruno Ganz, und zwar unter anderem den Kultfilm ‚Der Himmel über Berlin‘ von Wim Wenders, dann natürlich ‚Der Untergang‘, in dem er sich in der Rolle Adolf Hitlers einen Namen gemacht hat. Außerdem gibt es noch einen Dokumentarfilm über Bruno Ganz, der seinen Werdegang und seine Perspektive verfolgt.“
Für mich war die Sektion „Kult Karl May“ in diesem Jahr eine kleine Überraschung. Gibt es einen besonderen Anlass, warum die Winnetou-Filme ins Programm genommen wurden?
„Einen besonderen zeitlichen Anlass gibt es nicht, aber das Thema Winnetou und die Winnetou-Filme auf die große Leinwand zu bringen, war schon länger ein Anliegen von uns. In diesem Jahr hat sich auch gut ergeben, dass es da eine Zusammenarbeit mit der Fan-Base von Winnetou und Old Shatterhand und mit der Vertretung des Freistaats Sachsen gegeben hat. Durch diese Synergien ist es eine Sektion in unserem Programm geworden.“
Dazu gehört auch ein Begleitprogramm, nämlich ein Treffen der Winnetou-Fans. Was bringen Sie sonst im Begleitprogramm des Festivals?
„Im Begleitprogramm gibt es ein Konzert der Gruppe Keimzeit. Und eine Ausstellung der leider schon verstorbenen legendären deutschen Fotografin Sibylle Bergemann, die in der Galerie des Französischen Instituts stattfindet. Dort haben wir dieses Jahr auch eines unserer neuen Festival-Kinos, das Kino 35.“
Natürlich haben Sie auch zahlreiche Filmgäste eingeladen. Wen kann man in Prag erwarten?
„Also ganz zu Anfang, zu dem Film ‚Der Vorname‘ wird der Regisseur Sönke Wortmann anreisen. Einen Tag später kommt die Hauptdarstellerin Caroline Peters hierher, die gleichzeitig die Hauptrolle in der Komödie ‚Womit haben wir das verdient‘ spielt. Sie wird diese österreichische Produktion gemeinsam mit der Regisseurin Eva Spreitzhofer vorstellen.“
Meine letzte Frage: Was bedeutet das Wortspiel im Titel des Festivals – der Fülm, das Küno?
„Das ist im Prinzip ein lautmalerisches Spiel, ein Aufgriff dessen, wie das manchmal auch ausgesprochen wird. Und natürlich ist der Umlaut, stellvertretend dafür das Ü, ein ganz charakteristischer Bestandteil der deutschen Sprache. Bei dem deutschsprachigen Filmfestival ist eben die deutsche Sprache ein verbindendes Element, auch wenn es sonst sicher die einen oder anderen kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt. Das ist sozusagen die Idee unseres Graphikers Bohdan Heblík, der dieses Jahr das Visual neu gestaltet hat.“
Das Filmfest findet von 16. bis 25. Oktober in Prag, Brno / Brünn, Jihlava / Iglau und Plzeň / Pilsen statt. Weiteres erläutert Sarah Polewsky vom Österreichischen Kulturforum. Das detaillierte Programm finden Sie unter www.dasfilmfest.cz.