Borkenkäfer-Vorkommen in Südmähren gesunken – neue Art im Vormarsch

Seit fast zwei Jahren fordert das Coronavirus die Menschen heraus. Das führt unter anderem dazu, dass andere Probleme weniger beachtet werden. Einige davon sind indes auch kleiner geworden, wie die Borkenkäferplage in Tschechien.

Borkenkäfer | Foto: Šárka Škapíková,  Tschechischer Rundfunk

Im Jahr 2020 wurden in Tschechien 38,5 Millionen Kubikmeter Holz geschlagen. Das war der bisher größte Jahresumfang hierzulande. Zu fast 95 Prozent lag der Grund bei Schäden an den Bäumen, die vor allem wegen der damaligen Borkenkäferplage im Land entstanden sind. Doch die kühle Witterung in der ersten Jahreshälfte konnte die Ausbreitung des Schädlings etwas bremsen.

Auch 2021 war ein kühles Jahr. Wie das Tschechische Hydrometeorologische Institut jetzt bekanntgab, lag die Jahresdurchschnittstemperatur bei acht Grad Celsius. Damit ist 2021 hierzulande das zweitkälteste Jahr im vergangenen Jahrzehnt gewesen. Und es war ausreichend feucht. Das haben sich die Forstbetriebe des Landes zunutze gemacht. So ist es den Waldarbeitern der Mendel-Universität Brno / Brünn gelungen, in ihrem Forstbereich sämtliches Holz zu schlagen, das vom Borkenkäfer befallen war. Ähnlich erfolgreich waren ihre Kollegen vom städtischen Forstbetrieb Lesy města Brna. Sprecher Ondřej Pálek:

Illustrationsfoto: Kateřina Kohoutová,  Tschechischer Rundfunk

„2021 war für uns ein gutes bis sehr gutes Jahr, was das Fällen der Bäume betrifft, die der Borkenkäfer angegriffen hat. Dabei hat uns das Wetter geholfen. Unterstützt hat uns zudem, dass in dem Wald, den wir bewirtschaften, die Zahl der Borkenkäfer in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Er hat sich nicht mehr in so großem Maße vermehrt.“

Der Schädling konnte somit sukzessive aus diesem Wald verbannt werden. Zudem hat der regnerische Frühling des vergangenen Jahres dafür gesorgt, dass die Nadelbäume nicht unter Dürre litten. Sie waren somit widerstandfähiger gegen die Angriffe des Borkenkäfers. Während die Entwicklung in Südmähren also positiv war, galt das nicht für ganz Tschechien. Eva Jouklová ist die Sprecherin des Staatlichen Forstunternehmens Lesy ČR. Ihr zufolge gab es Regionen, in denen der Borkenkäfer noch aktiver geworden ist:

Illustrationsfoto: Daniela Pilařová,  Tschechischer Rundfunk

„Das höchste Borkenkäfer-Aufkommen im Jahr 2021 hatten wir in den Regionen Rumburk (Rumburg, Anm. d. Red.), Česka Lípa (Böhmisch Leipa, Anm. d. Red.) und Děčín (Tetschen, Anm. d. Red). Dort erreichte die Schädlingsplage ihren Höhepunkt. Demgegenüber sind die Holzeinschläge wegen des Borkenkäfers in allen anderen Gebieten gesunken, einschließlich der Böhmisch-Mährischen Höhe.“

Aber selbst in Südmähren, wo die Plage am stärksten zurückgegangen ist, kann man die Hände trotzdem nicht in den Schoss legen. Denn die Naturforscher der Brünner Mendel-Universität haben bereits eine neue Schädlingsart entdeckt. Es ist der sogenannte Nussbaum-Borkenkäfer, der hierzulande als kůrovec ořešákový bezeichnet wird. Diese Art wurde erstmals 2009 bei Pavlov nahe der Stadt Břeclav / Lundenberg entdeckt. Einige Jahre später nahmen Wissenschaftler intensive Forschungen dazu auf. Dazu erläutert der Insektenkundler Otakar Holuša:

Nussbaum-Borkenkäfer | Foto: Viktor Daněk,  Tschechischer Rundfunk

„Begonnen haben wir in den Jahren 2014 und 2015. Seit dieser Zeit sammeln wir jegliche Daten und verfolgen das Vorkommen dieses Käfers im Gebiet des Forstbetriebs Židlochovice (Groß Seelowitz, Anm. d. Red.).“

Laut Holuša stammt die neue Art ursprünglich von den südlichen Abhängen des Himalajas. Nach Europa wurde sie wahrscheinlich mit unbehandeltem Holz oder Rinde eingeführt. Die Forscher der Mendel-Universität beobachten seitdem genau, ob sich dieser Käfer auch an anderen Laubbäumen zu schaffen macht wie beispielsweise der Eiche. Otakar Holuša aber gibt zumindest ein klein wenig Entwarnung:

„Es sieht ganz so aus, als ob diese Art nicht so aggressiv und zerstörerisch ist, wie wir es von jenen Borkenkäfern kennen, die an die Fichten gehen.“

Autoren: Lothar Martin , Petr Tichý , Barbora Kroutilíková
schlüsselwort:
abspielen