Weniger Diebstähle: Corona-Krise hat Einfluss auf Kriminalitätsstatistik in Tschechien
Weniger Morde und Diebstähle, aber mehr Sexualdelikte und Einbrüche. 2021 gab es insgesamt erneut einen Rückgang der Straftaten in Tschechien. Die Gründe dafür gehen unter anderem auf die Corona-Pandemie zurück.
Die Polizei in Tschechien hat im vergangenen Jahr mehr als 150.000 Straftaten ermittelt. Das waren etwa 12.000 weniger als noch 2020. Einfluss auf den Rückgang hatte nicht zuletzt die Corona-Krise. Denn derzeit sind weniger Touristen im Land, die häufig Opfer von Diebstahldelikten werden. Und auch viele Geschäfte, die das gleiche Problem haben, waren im Lockdown längere Zeit geschlossen.
Ein weiterer Grund für die rückläufigen Statistiken ist die Hochsetzung der Schadenssumme, ab der ein Vorfall als Straftat gilt. Die Grenze liegt seit vergangenem Jahr nicht mehr bei 5000 Kronen (etwa 200 Euro), sondern bei 10.000 Kronen (etwa 400 Euro), wie Polizeipräsident Tomáš Kubík bei einer Pressekonferenz Ende vergangener Woche erläuterte:
„Einerseits hängt der Rückgang der Straftaten noch mit der Novelle des Strafgesetzbuches und der Erhöhung der Schadensgrenze zusammen. Dies wirkt sich vor allem bei der Eigentumskriminalität aus, die immer noch den größten Anteil an allen kriminellen Taten bildet. Andererseits muss ich uns auch ein wenig loben für unsere Zusammenarbeit mit den unteren Abteilungen. Dank der Präventionsarbeit gibt es grundsätzlich weniger Kriminalität.“
So wurden etwa im vergangenen Jahr 105 Morde in Tschechien registriert, während es 2020 noch 25 mehr waren. Weniger Fälle gab es ebenfalls im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Gestiegen ist allerdings die Gesamtsumme der Schäden aller Straftaten. Sie lag 2021 bei mehr als 21 Milliarden Kronen (860 Millionen Euro), im Gegensatz zu 17 Milliarden Kronen (690 Millionen Euro) im Jahr zuvor.
In einzelnen Bereichen hat die Zahl der Straftaten aber auch zugenommen. Einen Zuwachs von 50 Prozent vermerkte die Polizei etwa bei Einbrüchen. Zudem tauchen in der Statistik deutlich mehr Sexualdelikte auf wie etwa Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch. Dies liege allerdings auch an einer gestiegenen Aufklärungsquote sowie einer zunehmenden Medialisierung solcher Fälle, durch die die Aussagebereitschaft der Opfer erhöht werde, erläutert Kubík.
In diesem Jahr will sich die Polizei Tschechiens vorrangig auf die sogenannte latente Kriminalität konzentrieren. Dies sind Straftaten, die niemand anzeigt. Eine weitere Priorität stelle die Internetkriminalität dar, so der Polizeipräsident:
„Dabei geht es um Hasskommentare in den sozialen Netzwerken und allgemein im Internet. Ich möchte allen Bürgern sagen, die das Gefühl haben, dass jemand anderes Schuld hat an ihrem eigenen verpfuschten Leben, und die ihren Frust darüber im Internet ablassen: Sobald dies das Niveau einer Straftat erreicht, wird sich die Polizei sehr sorgfältig darum kümmern.“
Weitere wichtige Aufgabengebiete sieht Kubík bei Betrügern, die sich auf Senioren spezialisieren, sowie beim Drogenhandel im Internet.
Die Kriminalitätsstatistiken in Tschechien verzeichnen seit acht Jahren einen kontinuierlichen Rückgang. Eine Ausnahme war der Anstieg von 3,5 Prozent im Jahr 2019. Die zuvor verzeichnete Zunahme von Straftaten im Jahr 2013 war zurückzuführen auf den Amnestiebeschluss, den Staatspräsident Václav Klaus beim Ausscheiden aus seinem Amt noch erlassen hatte. Damals sprang die Jahresstatistik um sieben Prozent auf insgesamt 325.000 Delikte nach oben, und die Hälfte der ermittelten Schuldigen waren Wiederholungstäter.