Unbekannte Wege beschreiten: Internationales Janáček-Festival beginnt
Prag hat seinen Dvořák, Litomyšl / Leitomischl seinen Smetana – und Ostrava / Ostrau seinen Janáček. Am Sonntag beginnt in der mährisch-schlesischen Stadt wieder das Internationale Musikfestival, das den Namen des Komponisten Leoš Janáček trägt.
Traditionell wird das Festival mit Janáčeks „Sinfonietta“ eröffnet, diesmal vom Orchester des Tschechischen Rundfunks. Zusätzlich erklingt in diesem Jahr noch das „Konzert für Oboe“ von Richard Strauss, vorgetragen vom „Botschafter der tschechischen Oboe“, Vilém Veverka. Dirigent Alexander Liebreich fällt bei der Eröffnungsveranstaltung krankheitsbedingt leider aus und wird von Petr Altrichter ersetzt.
Vom 29. Mai bis 1. Juli gibt es etwa 30 Auftritte – und dies nicht nur in Ostrau, sondern etwa auch in Frýdek-Mýstek oder auf der Burg Hochwald (Hrad Hukvaldy). Neue Trends und Talente der klassischen Musik vorzustellen, ist das erklärte Ziel beim aktuellen Jahrgang der Janáček-Festspiele. So steht etwa die Weltpremiere eines neuen Stücks von Irena Szurmanová an, das die Tschechin exklusiv im Auftrag der Festivalleitung komponiert hat.
Ihre Tschechien-Premiere haben eine Reihe internationaler Klassikgrößen der Gegenwart angekündigt. Besonderes Augenmerk liegt etwa auf dem bulgarisch-chinesischstämmigen Violoncellisten Zlatomir Fung, dem Gitarristen Miloš Karadaglič aus Montenegro oder dem ukrainisch-polnischen Dirigenten Yaroslav Shemet. Die jungen Talente aus Tschechien werden etwa vertreten durch den Pianisten Marek Kozák oder den Dirigenten Marek Prášil.
Die Einladung als Residenzkünstler des neuen Jahrgangs hat Jean Rondeau angenommen, der für seine unorthodoxen Neuinterpretationen am Cello bekannt ist. Der Franzose wird etwa die „Goldberg-Variationen“ von Johann Sebastian Bach aufführen sowie zusammen mit der Zagreber Philharmonie auftreten.
Der bereits erwähnte Yaroslav Shemet gehört zu den großen Dirigentenhoffnungen der Gegenwart. Beim Festival steht er mit dem polnischen Orchester Sinfonia Varsovia auf der Bühne. Dieser „Slawische Abend“ hält ein sehr emotionales Programm bereit mit Stücken des ukrainischen Komponisten Walentyn Sylwestrow oder auch der „Schicksalssymphonie“ von Beethoven. Dieses Konzert will eine Mahnung sein und ein moralischer Appell zum Krieg in der Ukraine.
Das kulturelle Geschehen beim Janáček-Festival soll dieses Jahr den täglichen Lebensrhythmus von Ostrau noch tiefer durchdringen. In der Stadt wie auch auf der Burg Hochwald können dazu die Festival-Cafés besucht werden. Auch sie bieten ein Programm aus Musik und Diskussionen sowie die Möglichkeit, mit Festival-Gästen und Künstlern zusammenzutreffen.
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