Vielfältiger Komponist mit später Anerkennung: Zum 170. Geburtstag von Leoš Janáček
Diese Woche sind 170 Jahre seit der Geburt von Leoš Janáček vergangen. Deswegen heute mehr zu diesem wichtigen Komponisten.
Praktisch jeden Tag wird heute irgendwo auf der Welt ein Werk von Janáček gespielt. Dabei fand er erst im reifen Alter überhaupt Anerkennung. Mittlerweile gilt er auch längst nicht mehr nur als Komponist der Oper „Její pastorkyňa“ (deutscher Titel: Jenůfa). Seit den 1960er Jahren spielen zumindest hierzulande immer mehr Konzerthäuser auch weitere Opern von ihm wie Káťa Kabanová oder Liška Bystrouška (Füchslein Schlaukopf).
Jiří Zahrádka ist Musikologe an der Masaryk-Universität in Brno / Brünn und verwaltet dort das Janáček-Archiv. Er hält die Oper Věc Makropulos (Die Sache Makropulos) für die gelungenste Komposition des Jubilars. Zudem bewundere er die Glagolská mše (Glagolitische Messe), die er als eines der wichtigsten geistlichen Musikstücke des 20. Jahrhunderts bezeichnet.
Erst Oper Jenůfa macht ihn bekannt
Leoš Janáček wurde am 3. Juli 1854 in Hukvaldy / Hochwald geboren, einem kleinen Dorf am Rand der Beskiden. Die Familie war musikalisch gebildet, aber arm. Deswegen wurde der junge Leoš mit elf Jahren an die Schule des Augustiner-Klosters in Staré Brno / Alt-Brünn geschickt. Nach der Klosterschule wechselte Leoš Janáček dann ans deutsche Realgymnasium, und von 1869 bis 1872 studierte er an der k. u. k. slawischen Lehrerbildungsanstalt in Brünn. Auch dort wurde er musikalisch weitergeschult. Mit 18 Jahren übernahm er dann bereits die Leitung des Klosterchors in Alt-Brünn, weil sein früherer Lehrer dort aufgehört hatte. Außerdem studierte er an der Orgelschule in Prag. 1886 wurde er Leiter und Dirigent des wichtigsten Chores in Mähren, des Philharmonischen Vereins Beseda brněnská. In der Zwischenzeit hatte er übrigens seine frühere Schülerin Zdeňka Schulzová geheiratet.
Auf Anerkennung als Komponist musste Janáček aber lange warten. Diese erhielt er erst mit 61 Jahren, im Mai 1916, als seine Oper „Její pastorkyňa“ in Prag aufgeführt wurde – und das zwölf Jahre, nachdem das Nationaltheater das Stück zunächst abgelehnt hatte. 1918 folgte dann eine erfolgreiche Inszenierung des Werks in Wien, die ihm endgültig den Weg in die Welt öffnete. In den letzten zehn Jahren seines Lebens schuf Leoš Janáček eine Reihe wichtiger Werke, die sich durch große Vielfalt auszeichnen. Dazu gehören etwa auch die Sinfonietta oder ebenso der Klavierzyklus „Po zarostlém chodníčku“ (Auf verwachsenem Pfade).