Premier Fiala empfiehlt Tschechien als Partner für deutsche Wirtschaft
Der tschechische Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) war am Mittwochabend Gastredner bei der Jahresveranstaltung des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft in Berlin.
Der Regierungschef hat erstmals in der deutschen Öffentlichkeit das Programm der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft vorgestellt, die am 1. Juli beginnt. Sein Land wolle sich auf die Bewältigung der Kriegsfolgen in der Ukraine sowie auf die Stärkung der Energiesicherheit, der Verteidigung, der Wirtschaft und der demokratischen Institutionen in Europa konzentrieren, führte Fiala an.
Den deutschen Unternehmen empfahl er die Tschechische Republik als ein Land, mit dem sie die Beziehungen nach dem Abbruch der Beziehungen zu Russland vertiefen könnten. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Tschechien funktioniere gut und befinde sich auf einem hervorragenden Niveau, betonte der Premier. Er fügte an, dass seine Regierung die jetzt schon enge wirtschaftliche Kooperation mit den deutschen Nachbarländern Sachsen und Bayern vertiefen wolle: „Ende Juni werde ich Gespräche mit dem Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, und im Juli mit der bayerischen Vertretung unter Leitung des Ministerpräsidenten Markus Söder führen.“
In seiner Rede ging der tschechische Premier auf die Energieabhängigkeit Europas von Russland ein: „Es war unser Fehler, eine solche Abhängigkeit zuzulassen. Und es ist jetzt sehr schwierig und sehr teuer, sie wieder zu überwinden.“ Tschechien würde gerne eine Beteiligung an Flüssigerdgas-Terminals in Deutschland, Polen oder den Niederlanden erwerben, erwähnte Fiala und bezeichnete auch die Erhöhung der Kapazität der Transalpinen Ölpipeline (TAL) als wichtig.
Allerdings könne Tschechien auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft nicht auf die Kernenergie verzichten, die Fiala als saubere, emissionsfreie Energiequelle bezeichnete. „Ich verstehe und respektiere die Entscheidung der deutschen Regierung, aus der Kernenergie auszusteigen. Aber wir müssen auch das Recht anderer Länder respektieren, ihren eigenen Energiemix zu wählen“, so der Premier.
Tschechien ist weltweit der elftgrößte Handelspartner Deutschlands. Es steht zudem an zweiter Stelle aller 29 Länder, mit denen der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft bei Handel und Investitionen kooperiert „18 Jahre nach dem Beitritt Tschechiens zur EU ist das Land ein industrielles Kernland Europas“, sagte der stellvertretende Ost-Ausschuss-Vorsitzende Hans-Ulrich Engel vor der Konferenz. Von dieser Stärke profitiere demnach auch die deutsche Wirtschaft. Deutsche Unternehmen hätten in Tschechien bereits über 26 Milliarden Euro investiert und dabei 350.000 Jobs geschaffen, führte Engel an.