Oscar-Schauspieler und Kristallgloben: Filmfestival in Karlsbad geht ins Finale
Im Kurort Karlovy Vary / Karlsbad läuft seit vergangenem Wochenende das Internationale Filmfestival. Markéta Kachlíková ist für die deutschsprachige Redaktion von Radio Prag International vor Ort.
Markéta, das Festival in Karlsbad geht zu Ende, heute ist der vorletzte Tag. Was geschieht also in der westböhmischen Kurstadt?
„Das Festival neigt sich wirklich seinem Ende zu. Schon am Donnerstag wurden die letzten beiden Filme im Hauptwettbewerb gezeigt, und zwar der kanadische Film ,Summer with Hope‘ und der spanische Film ,Sie müssen kommen, um zu sehen‘. Im Hauptwettbewerb kämpfen insgesamt zwölf Filme – die fünfköpfige Jury schaut sich jeden Tag jeweils zwei Filme an, und zwar nicht irgendwo getrennt, sondern direkt bei der feierlichen Erstaufführung im Kinosaal gemeinsam mit dem Publikum. Am Freitagvormittag kamen die Juroren zur abschließenden Debatte zusammen und haben die Sieger gekürt. Ich habe am Donnerstag mit einem der Juroren, dem deutschen Regisseur Jan Ole Gerster, gesprochen. Sein Film ,Lara‘ hat in Karlsbad vor drei Jahren gleich drei Preise gewonnen, unter anderem wurde die Hauptdarstellerin Corinna Harfouch mit dem Preis für die beste Frauenrolle ausgezeichnet. Aber der Juror konnte natürlich nichts verraten. Wir sind gespannt, welcher Film, welcher Regisseur und welcher Schauspieler siegen.“
Die Festivalsieger werden also noch geheim gehalten. Bekannt ist aber, welche Persönlichkeiten am Abend mit den Preisen für ihr Lebenswerk und den Preisen des Festivalpräsidenten ausgezeichnet werden. Wer bekommt den Kristallglobus von Festivalpräsident Jiří Bartoška?
„Den Kristallglobus für sein Lebenswerk wird der australische Schauspieler Geoffrey Rush entgegennehmen. Rush hält sich schon seit einigen Tagen in Karlsbad auf. Er hat hier die Vorführungen von mehreren Filmen eingeleitet, in denen er gespielt hat. Am Abend wird er den Streifen ,Shine – Der Weg ins Licht‘ von 1996 im großen Saal des Hotels Thermal vorstellen. Der Schauspieler, der hier in Karlsbad seinen 71. Geburtstag feiert, gewann damals für die Rolle des Pianisten David Helfgott den Oscar für den besten Hauptdarsteller sowie weitere Filmpreise. Am Samstagabend wird auch der amerikanische Schauspieler und Produzent Benicio del Toro mit dem Preis des Festivalpräsidenten ausgezeichnet. Ihm zu Ehren wurden während des Festivals die Filme ,Die üblichen Verdächtigen‘ und ,Traffic – Macht des Kartells‘ gezeigt. Für seine Rolle als Polizeibeamter im letztgenannten Film von 2000 erhielt er den Oscar als bester Nebendarsteller.“
Traditionell wird zudem ein tschechischer Künstler geehrt. Wer ist das in diesem Jahr?
„Es ist Bolek Polívka. Hierzulande ist er vor allem als Komiker bekannt, er hat aber auch mehrere ernste Rollen verkörpert. Der Schauspieler, der geehrt wird, kann immer auch einen seiner Filme für die Aufführung in Karlsbad aussuchen. Polívka hat sich nicht für eine Komödie entschieden, sondern für das Kino-Werk ,Zapomenuté světlo‘ (Vergessenes Licht, Anm. d. Red.) von Regisseur Vladimír Michálek von 1996, das damals in Karlsbad mit drei Kristallgloben ausgezeichnet wurde. Polívka spielt in dem Film einen Dorfpriester, der Ende der 1980er Jahre in der Tschechoslowakei gegen den Staat, aber auch gegen die Kirche kämpft. Und mit dieser dramatischen Rolle wird er nun in Karlsbad geehrt.“
Wie ist sonst die Atmosphäre in Karlsbad, hat sich etwas im Vergleich mit den vergangenen Jahren geändert?
„Ich bin am Donnerstag angekommen, und da war es etwas ruhiger, weil es geregnet hat. Aber gegen Abend hat sich das Wetter verbessert, und das hat sich gleich bemerkbar gemacht. Viele Menschen pendelten zwischen den einzelnen Kinosälen in der Stadt. Neu ist ein Pavillon, der direkt neben dem Hotel Thermal – dem Zentrum des Festivals – aufgebaut wurde. Er heißt KVIFF-Park – KVIFF ist die Abkürzung des Festivals. Der Pavillon dient der Öffentlichkeit. Dort finden Debatten mit den Filmschaffenden und weitere Treffen statt. Es gibt dort auch eine Bar, Musik wird dort gespielt, und es wird dort getanzt. In der Stadt gibt es kleinere sogenannte ,Points‘, also kleine Bühnen oder Stände, auf beziehungsweise an denen das Begleitprogramm stattfindet."