Kundgebung auf dem Wenzelsplatz: Würdigung für Verteidiger der Ukraine und Dank an Tschechien
Anlässlich des „Tags der Verteidiger der Ukraine“ fand am Samstagnachmittag eine Versammlung auf dem Prager Wenzelsplatz statt. Einberufen wurde sie von tschechischen Initiativen, die die Ukraine unterstützen.
Bei der Eröffnung der Kundgebung wurde an die Verteidiger der Ukraine erinnert und ihnen gedankt. Im oberen Teil des Prager Wenzelsplatzes versammelten sich rund 1000 Menschen, unter ihnen waren mehrere ukrainische Frauen mit Kindern. Viele Teilnehmer hatten ukrainische und tschechische Flaggen sowie EU-Flaggen und Transparente mitgebracht. Auf diesen stand unter anderem: „Russland ist ein Terror-Staat“, „Vereinen wir uns mit der EU, verteidigen wir uns gegen den Kreml!“ oder auch „Meine Stadt Mykolaiv wird jeden Tag bombardiert“ und „Russland begeht einen Genozid“. Nahe des Wenzelsdenkmals hatten Bürgerinitiativen, die die Ukraine unterstützen, mehrere Stände aufgebaut. Auf der Bühne dankten einige Redner Tschechien, darunter auch diese Ukrainerin:
„Alle Ukrainer sind der tschechischen Bevölkerung, der Tschechischen Republik und der tschechischen Regierung dankbar sowie allen Politikern, die auf der Seite der Ukraine stehen. Wir sind jedem Bürger Ihres Landes dankbar und danken dafür, dass Sie Ihre Herzen uns gegenüber geöffnet haben, dass Sie sich für uns einsetzen und dass Sie gemeinsam mit uns kämpfen.“
„Es lebe Tschechien!“ und auch „Danke“ riefen die ukrainischen Teilnehmer der Versammlung.
Dalibor Dědek ist Eigentümer der Firmengruppe Jablotron. Er ist einer der aktivsten tschechischen Unternehmer, wenn es um die Hilfe für die Ukraine geht. Schon im März dieses Jahres veröffentlichte Dědek seinen internationalen Aufruf „We must act“. Auf dem Wenzelsplatz sagte er, man müsse der Ukraine weiterhin Waffen liefern, wenn man die Russen stoppen wolle.
„Ich bin von einer Firma, die mit einer Zuliefererkette in der Ukraine zusammengearbeitet hat. Wir haben dort etwa 3000 Mitarbeiter ausgebildet. Alle diese Männer kämpfen nun. Ich weiß, dass es zu Anfang den ukrainischen Soldaten an fast allem gemangelt hat – außer an Mut. Ich bin stolz darauf, dass tschechische Bürger binnen der ersten Kriegsmonate mehr als eine Milliarde Kronen (40 Millionen Euro, Anm. d. Red.) auf das Konto der ukrainischen Botschaft für den Kauf von Waffen überwiesen haben.“
Als der Zustrom von Spenden im April laut Dědek etwas geringer wurde, kam einer seiner Kollegen auf die Idee, einen virtuellen Internet-Laden einzurichten. Diese Idee habe sich bewährt, so der Unternehmer. Seit Mai haben tschechische Bürger insgesamt eine Summe von 238.649.000 Kronen (etwa 9,5 Millionen Euro, Anm. de. Red.) für die Ukraine gespendet. Es seien viele nützliche Sachen gekauft worden, darunter auch Drohnen, informierte Dědek.
„Aber zuletzt haben wir Ende August einen Panzer gekauft und ihn Tomáš getauft – nach dem ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten T. G. Masaryk. Auf dem Wenzelsplatz sind vor kurzem Menschen zusammengetroffen, denen es egal ist, was sich in der Ukraine abspielt – und vielleicht waren es mehr Leute als heute. Trotzdem finden sich hierzulande viele zehntausend Menschen, die in einer Zeit, in der alles teurer wird, bereit sind, Geld für die Ausstattung der ukrainischen Armee zu spenden. In dem Panzer, den wir bald in die Ukraine liefern werden, haben wir einen Brief versteckt.“
Der Brief wurde so geschrieben, als ob sich der Panzer selbst an seine künftige Besatzung wendet. Abschließend heiße es in dem Schreiben, las der Initiator vor:
„Die Spender aus Tschechien, Polen und der Slowakei wissen, dass Ihr auch für uns alle kämpft und ich Euch dabei helfen werde. Uns erwartet der Kampf, aber ich – Tomáš – fahre mit Euch. Ich lasse Euch ebenso wenig im Stich wie Tausende von Menschen aus Europa. Ich bin stolz auf Euch, Euer Tomáš.“
Zu den Rednern gehörte auch Otakar van Gemund. Vor acht Jahren hat er aus Protest gegen die Annexion der Halbinsel Krim durch Russland bereits den Verein Kaputin gegründet. Gegenüber Radio Prag International nannte van Gemund die Gründe für seine Initiative:
„Es war die sehr deprimierende Realität, dass es damals nach der Annexion der Ostukraine und der Krim kaum eine Reaktion gab. Die Menschen verhielten sich, als ob nichts passiert wäre. Aber das Leben konnte nicht so wie zuvor weitergehen, es war ein schrecklicher Bruch in der modernen Geschichte. Wir haben uns gesagt, dass es notwendig ist, darauf hinzuweisen und Menschen zu aktivieren. Da wir sehr wenige waren, wollten mit originellen und fast dadaistischen Protestaktionen auf die Lage aufmerksam machen. Und das ist das, was wir seitdem gemacht haben.“
Am 17. November will der Verein Kaputin eine Benefizauktion veranstalten. Dabei solle eine Spott-Skulptur des russischen Präsidenten Putin versteigert werden.
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